Rezension

Szenen einer Ehe

Unter Freunden -

Unter Freunden
von Cynthia D'Aprix Sweeney

Bewertet mit 3 Sternen

Floras Weltbild bricht zusammen, als sie eines Tages beim Aufräumen den lange verschollen geglaubten Ehering ihres Mannes Julian findet. Flora beginnt, ihr Ehe- und Familienleben zu hinterfragen und versucht herauszufinden, warum Julian den Ring so viele Jahre vor ihr versteckt gehalten hat. Doch auch ihre beste Freundin Margot scheint tiefer in das Geheimnis um den verschwundenen Ring verstrickt zu sein, als sie vorgibt.

„Unter Freunden“ beleuchtet scheinbar selbstverständliche Beziehungen zu Partnern, Kindern und Freunden genauer und wirbelt scheinbar eindeutig geklärte Verhältnisse komplett durcheinander. Trotz aufwühlender Geschehnisse ist das Buch in einem unaufgeregten, beinahe sachlich wirkenden Stil verfasst, liest sich aber dennoch flüssig. Die Wortwahl ist ansprechend und voller kleiner Weisheiten. Die Autorin spielt mit Perspektiven- und Zeitenwechseln, die allerdings manches Mal etwas plötzlich kommen und aus dem Lesefluss reißen. Prinzipiell finde ich es aber interessant in die Sichtweisen der verschieden  Frauen einzutauchen, hätte mir aber auch noch das ein oder andere Kapitel aus Männersicht gewünscht, da diese für mich so blass blieben. Leider ist auch an manchen Stellen die Übersetzung aus dem Englischen nicht ganz so gut gelungen und durch seltsam anmutende Ausdrücke und viele Sätze mit Bindestrichen deutlich als solche erkennbar.

Die Geschichte an sich ist interessant, plätschert an vielen Stellen aber vor sich hin. Der große Knall mit dem gefundenen Ring und seiner Geschichte entlädt sich schon relativ früh und es wird viel Raum für Floras Gedanken, (Selbst-)Reflektionen und Konsequenzen daraus gegeben. Das hat das Buch an manchen Stellen etwas langatmig werden lassen. Die Autorin schildert viele alltägliche Begebenheiten, mit denen man sich als Leser gut identifizieren kann – positive wie negative. Besonders fasziniert hat mich das besondere Setting des Buches, welches in der Welt der Theater und Schauspielerwelt angesiedelt ist. Diesen künstlerischen Aspekt, der noch dazu den Unterschied der Szenen an Amerikas Ost- und Westküste darlegt, fand ich sehr interessant! Insgesamt legt das Buch den Fokus auf die einzelnen Persönlichkeiten und ihre Beziehungen zueinander. Dabei gab es einige berührende und schöne Geschichten, aber auch unverständlich und konstruiert wirkende. Der Selbstreflektion der Figuren werden viele Seiten gewidmet, was mir persönlich manches Mal zu viel war. Insbesondere Flora wird ausgiebig betrachtet und jeder noch so kleine Aspekt von allen Seiten behandelt. Das unaufgeregte Ende wiederum passt gut zum Rest des Buches und bleibt in Teilen offen, da keine klaren Verhältnisse geschaffen werden, der Leser sich dafür aber eigene Gedanken zum weiteren Fortschreiten der einzelnen zwischenmenschlichen Beziehungen machen kann.

Insgesamt fand ich „Unter Freunden“ eine nette Lektüre, die mich aber leider nicht komplett überzeugen konnte. Ich war einfach nicht gefesselt und hatte kein besonderes Verlangen danach, die Geschichte weiter zu lesen. Ich hätte mir mehr Spannung und Emotionen gewünscht. Dennoch war es interessant, Floras Schauspielwelt mit all den dort vorkommenden zwischenmenschlichen Beziehungen kennenzulernen und zu hinterfragen.