Rezension

Abgrundtief schlecht und sexistisch

Trinity 01 - Verzehrende Leidenschaft - Audrey Carlan

Trinity 01 - Verzehrende Leidenschaft
von Audrey Carlan

Bewertet mit 0.5 Sternen

Im September 1791 erschien die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ verfasst von der französischen Frauenrechtlerin Olympe de Gouges. Kern dieser Erklärung ist der Satz: „Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“ Selbstbewusst schreibt de Gouges, die Frau sei „das an Schönheit wie an Mut überlegene Geschlecht.“ Olympe de Gouges war trotz ihres adlig klingenden Namens die uneheliche Tochter einer Wäscherin war und wurde mit 17 Jahren zwangsverheiratet. Sie hat in ihrem kurzen Leben von 44 Jahren alles an Unterdrückung erlebt. Den Ausschluss von Bildung, von sexueller Selbstbestimmung, von politischen Rechten. Sie starb für diese Rechte auf der Guillotine.

Heute, 226 Jahre später, würde sich Olympe im Grab umdrehen. Aus Scham über die Art, wie ihre Enkelinnen und Urenkelinnen die mühsam errungenen Rechte über die Bettkante werfen. Aber auch aus Scham, zu welch handwerklich schlechter, geradezu unterirdischer Prosa Ihre weiblichen Nachfahren heute fähig sind. Denn Olympe schrieb brillante Erzählungen, skandalös erfolgreiche Theaterstücke und gefährlich scharfsinnige politische Denkschriften. Wir wollen hoffen und beten dafür, dass sie nicht mit ansehen muss, wie junge, intelligente Frauen selbst sexistische, frauenfeindliche, an Banalität nicht zu übertreffende Texte verfassen, die dann auch noch - grandios irrwitziger Höhepunkt - auch noch gekauft werden. Von Frauen!

Wozu die lange Einleitung, die doch scheinbar so wenig mit dem Buch „Trinity - Verzehrende Leidenschaft“ zu tun hat? Weil es angesichts der scheinbaren Kurzsichtigkeit der zahlreichen begeisterten Leserinnen nötig ist! Nötig, einmal ein wenig zurückzutreten und Distanz zu gewinnen zu all den handwerklichen Fehlern, den Logikfehlern, den anatomischen Fehlern, den grammatischen Fehlern und all den anderen Fehlern, die diese Buch zweifelsohne hat und für die jedes normale Manuskript von jedem halbwegs vernünftigen Verlag abgelehnt worden wäre. Abstand müssen wir von der kleingeistigen Betrachtung nehmen, der Frage, ob ein Buch noch als „Liebesroman“ gelten kann, auf dem auf siebzig Prozent der Seiten nichts anderes stattfindet wie mechanische Kopulation.

Abstand brauchen wir. In einer Zeit, in der mehr und mehr Diktatoren die politische Bühne zurück erobern. In einer Zeit, in der Politiker wieder versuchen, jungen Frauen vorzuschreiben, ob und wann sie abtreiben dürfen. In der Männer bei häuslicher Gewalt einen politischen Freifahrtschein ausgestellt bekommen, sich die latente Männergewalt wieder salonfähig breit macht. Im öffentlichen Raum, in der Politik, den Medien, der Kunst.

Nehmt Abstand und seht, wohin das scheinbar so harmlose Konsumieren solcher Bücher führt. Ihr ekliger, unwürdiger Inhalt bleibt an euch kleben. Er ist nicht harmlos. Er vernebelt die Sinne, lässt euch Dinge hinnehmen, die nicht mehr, nie mehr hinzunehmen sind. Und auch wenn ich für diesen Satz gekreuzigt werde: Wer solche Bücher arglos kauft und liest, in denen sich junge Frauen willenlos zu einem Stück nutzbaren Fleisches degradieren lassen, der setzt ein Signal. Das falsche. 

Kommentare

Gelis kommentierte am 26. August 2017 um 11:11

Danke für Deine engagierte Rezension! Ich hoffe sehr, dass Bücher dieser Art schnell wieder außer Mode kommen. Sie richten schon genug Schaden an.