Rezension

absolut sympathisch

Altern -

Altern
von Elke Heidenreich

Bewertet mit 5 Sternen

Wow, was hat Elke Heidenreich denn für eine angenehme Erzählstimme?! Ich könnte ihr tatsächlich stundenlang zuhören und mag ihre klare, schnörkellose Art zu erzählen. Vielleicht liegts am Thema, dafür kenne ich die Autorin fernab ihrer Bücher zu wenig, aber ich mag, wie sie hier eine klare, fundierte Meinung vertritt, dabei auch links und rechts des eigenen Lebensweges den Blick schweifen lässt und damit ein Werk schafft, das Altern aus Sicht von Literatur, Kultur, Sozialpolitik und Philosophie betrachtet. 

Das Buch geht direkt schon recht schonungslos los- Elke Heidenreich berichtet über ihren Lebensweg. Ich kenne zwar ihre Bücher, habe mich aber nie mit dem Menschen dahinter beschäftigt und war dementsprechend überrascht, dass sie so offen über ihr Leben und ihren Werdegang spricht. Ehrlich und ungeschönt reflektiert sie, was gut war und was hätte besser laufen können. 

Die Autorin philosophiert nicht nur das Altern und das Alter an sich, sondern auch worum es auf dem Weg ins Alter geht. Sie referenziert dabei auch andere Autoren und bekannte Persönlichkeiten, deren Gedankengänge sie selbst beeinflusst und einen Eindruck hinterlassen haben. Ich mochte es, dass sie uns an diesen Ideen und ihrer Meinung dazu teilhaben lässt. 

Sie erzählt davon, wie sie mit dem Alter fertig wird und sich davon nicht unterkriegen lässt. Elke Heidenreich präsentiert sich hier nachdenklich und grundsympathisch. Mit Würde altern- so kanns gehen und daran sollte man sich ein Vorbild nehmen. Besonders schön fand ich folgendes Zitat „Am schnellsten Altern lässt einen ein Leben ohne Herausforderungen“. Also das Leben auskosten, mutig sein, einfach leben- alt wird man von allein. 

Sie erzählt auch von den Schwierigkeiten des alt seins in Zeiten der Digitalisierung und Enkeltricks und öffnet dem Leser die Augen dafür, dass Altern auch ein Zustand des zunehmend isolierter und hilfloser Werdens ist und macht aufmerksam auf die Gefahr von Altersarmut und das „auf andere angewiesen sein“. Es sind mahnende, wach rüttelnde Worte, die ein ehrliches Bild vom Alter vermitteln.

Für mich eine schöne Lektüre, die viele Aspekte beleuchtet, aufmerksam macht und gleichzeitig unterhält.