Rezension

Actionreiches Jugendbuch - mit weniger Tiefgang als anfangs vermutet

Big Game - Die Jagd beginnt - Dan Smith

Big Game - Die Jagd beginnt
von Dan Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Oskari ist 13 und lebt im Norden Finnlands. Er ist Jäger und nach dem Ritual seines Dorfes soll er zum Mann werden – und zwar, indem er eine Nacht lang allein im Wald jagen geht. Was der Wald ihm gibt, das sagt der Wald über ihn aus. Oskaris Angst, dabei zu versagen, ist enorm. Denn er tritt in große Fußstapfen: sein Vater hatte in dieser Nacht einen Bären erlegt. Und er? Der uralte Bogen, den die Tradition vorschreibt, ist ihm zu groß. Es müsste schon ein großes Wunder geschehen, dass er etwas trifft und nicht zum Gespött der anderen Jäger wird.

Und in der Tat geschieht dieses Wunder, allerdings ganz anders, als Oskari es sich gewünscht hat. Eine prominent besetzte Maschine stürzt ab und es kommt zu einer Verfolgungsjagd auf Leben und Tod, bei der Oskari seinen Mut unter Beweis stellen muss.

Ab diesem Moment verändert sich das Buch weg von der Geschichte um Rituale, Bewährungsproben und Angst hin zu einer actiongeladenen, temporeichen Verfolgungsjagd. Was schade ist, denn es bleibt nichts übrig von der jugendgerechten Geschichte um Selbstbehauptung, Selbstsicherheit und den Umgang mit den eigenen Ängsten und der eigenen Schwäche. Nein, Oskari hat plötzlich alle Fähigkeiten, die er braucht, er folgt einfach seinen Instinkten, hat natürlich extrem viel Glück und und und … Glaubwürdig ist diese Wandlung von Oskari nicht. Auch die Art und Weise, wie der 13-jährige Junge mit dem berühmten Mann (wer es ist, sei nicht verraten), den er rettet, redet, ist wenig glaubhaft.

Nichtsdestotrotz bleibt der Action-Teil äußerst spannend. Allenfalls die Übertreibungen und Unstimmigkeiten stören etwas. Wie kann eine leere Gefriertruhe mitten auf einer Wiese in Betrieb sein? Wie kann es sein, dass keiner der anderen Jäger die Explosion  beim Flugzeugabsturz sieht oder hört?

Für mich fragwürdig ist, für welche Altersklasse das Buch geschrieben ist. Die Art der Dialoge legen jüngere Leser nahe – ab 10. Auch die einfache Handlung und die vielen Zufälle, die die Handlung voranbringen, sprechen davor. Allerdings werden einige Leibwächter erschossen und zimperlich gehen die Verfolger nicht vor, was ein höheres Lesealter fordert. Auch die Hintergründe, die dazu führen, dass das Flugzeug abgeschossen wird, erfährt man im Buch nur ansatzweise.

Fazit: zu viel Action – die alles andere überwiegt. Schade. Der Film, das muss gesagt sein, ist deutlich besser als das Buch.