Rezension

Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher (Animal Farm, George Orwell)

Richter jagen besser
von Thorsten Schleif

Bewertet mit 5 Sternen

Spannend und unterhaltsam, ein Richter und eine Journalistin bilden ein sympathisches Ermittler-Duo

In „Richter jagen besser“ von Thorsten Schleif hat Amtsrichter Siggi Buckmann nunmehr seinen zweiten Fall zu lösen, mit tatkräftiger Unterstützung einer taffen jungen Journalistin.

Klappentext:

Amtsrichter Siggi Buckmann hat sich geschworen, für Gerechtigkeit einzustehen – notfalls auch nach Feierabend. Als sein einstiger Mentor tot in einem Waldstück aufgefunden wird, macht er sich auf die Suche nach den Schuldigen. Schneller als gedacht handelt er sich dabei Ärger mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten ein. Die einzige Verbündete gegen seine neuen Feinde ist die kluge Journalistin Robin Bukowsky. Aber kann er ihr wirklich trauen? Vieles scheint dagegen zu sprechen. Zum Beispiel Buckmanns nicht ganz so gesetzeskonforme Vergangenheit …

Das Cover finde ich durch den abgebildeten Richterhammer sehr stimmig zum Titel passend. Der Roman erschien 2023 und ist der Folgeband zu „Richter morden besser“. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die über 60, extrem kurzen Kapitel verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Rein optisch störten mich die zahlreichen Leerseiten, fast nach jedem Kapitel eine.

Obwohl ich den ersten Band nicht kenne, kam ich in die Geschichte problemlos hinein, muss jedoch zugeben, dass mich die diversen Hinweise auf Siggis indirekte Beteiligung an einem Mord neugierig gemacht haben; muss ich unbedingt nachholen. Auf jeden Fall ist es ratsam, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der Schreibstil ist flüssig, bei Beschreibungen ausreichend detailliert, nie zu ausschmückend. Mich amüsierten insbesondere die humorvollen Dialoge bzw. der Gegensatz von Siggis Gedanken zu seinen Äußerungen, sowie die Gespräche mit seinem Kater Grisu. Was die geschilderten Zustände im Justizwesen anbelangt, Korruption und Freunderlwirtschaft, so würzt das natürlich die Handlung, wobei man nur hoffen kann, dass das meiste nicht auf Erfahrungswerten des Autors basiert – immerhin ist er ja Richter von Beruf -, sondern nur seiner Fantasie entsprang.

„Richter jagen besser“ ist ein Roman, nicht explizit als Krimi bezeichnet. Dennoch wird – seitens des Richters und der Journalistin – ermittelt, teils offiziell, teils inoffiziell. Nicht nur die kurzen, zum Weiterlesen animierenden Kapitel machen das Buch zu einem Pageturner, sondern auch die stetigen Perspektivenwechsel zwischen den getrennten Nachforschungen von Siggi und Robin einerseits und den Aktionen der verbrecherischen Gegenseite andererseits. Als Leser ist man stets involviert, verfügt demzufolge auch immer wieder über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern. Am liebsten würde man das Buch in einem Zug auslesen. All die kriminellen Machenschaften werden wunderbar aufgelockert durch die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Siggi und Robin, mit einem Hauch Erotik als Tüpfelchen auf dem i. Der Fall löst sich schlüssig, das Ende hinterlässt allerdings einige Fragezeichen, da wird wohl erst der nächste Band Antworten bringen.

Siggi Bruckmanns für einen Richter sehr menschliche, unkonventionelle Denkweise, sein Humor und seine sympathische Ausstrahlung haben mich gleich ab den ersten Seiten für ihn eingenommen. Die Journalistin Robin fand ich in ihrer Zielstrebigkeit, ihrem fast leichtsinnigen Mut und ihrer sportlichen Energie sehr authentisch. Auch die diversen Politiker, Kriminellen und sonstigen Nebenfiguren wirken, wenn auch weitgehend klischeehaft beschrieben, lebendig und gut vorstellbar.

Für mich war „Richter jagen besser“ ein Lesegenuss. Das Buch bot alles, was ich an einem Buch schätze: sympathische Protagonisten, Action und Spannung und zum Darüberstreuen ein bisschen Liebesgeplänkel. Gerne empfehle ich das Buch weiter.