Rezension

Anna und Oma Anna

Anna und Anna - Charlotte Inden

Anna und Anna
von Charlotte Inden

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mir wurde mit diesem Buch nicht umsonst ein besonderes Jugendbuch angekündigt, denn besonders ist es auf jeden Fall. Sowohl durch seine Aufmachung, seinen Stil, als auch seinen Inhalt. Ob jedoch besonders immer auch gut heißen sollte, ist eine andere Frage, denn ich sehe viele schöne und gute Punkte an diesem Buch, aber auch den ein oder anderen, den ich eher als weniger gelungen empfinde.

Was mich allein schon sehr gewundert hat, war die Oma. An sich ein Charakter, der einem glaube ich eher sympathisch werden sollte, der mir eher etwas suspekt war. Eine alte Dame, die ständig ihrer verlorenen Schönheit nachtrauert, vor allen Dingen ihre Beine betreffend, von denen sie zu Beginn der Geschichte gerade eins verloren hat. Dabei fand ich es durchaus schon schlimm, wie oft sie sich jetzt als hässlich bezeichnet, wo sie eine Prothese hat und wie sehr sie auch immer wieder darauf bedacht ist, zu erwähnen, dass ihr ein Bein fehlt. Gestört hat mich da, dass nie ganz klar wurde, warum Oma Anna ihr Bein verloren hat und zum anderen mochte ich es einfach nicht, dass die Oma Anna immer wieder Briefe an ihr Bein schreibt, die man keinem echten Briefpartner zuordnen konnte und eine Art Tagebuchersatz bilden. Irgendwann ging mir die Beinthematik einfach nur auf die Nerven.

Dafür ist es so, dass ich bei der jungen Anna, vor allen Dingen ihre Emotionen sehr schön dargestellt finde. Denn auch wenn oftmals die Szenen nicht lange an einer Stelle verweilen, wird das sehr schön und ich glaube auch für ein Jugendbuch passend erklärt. Die erste Liebe als eine verdammt schöne, aber manchmal auch schmerzhafte Erfahrung und mit allem, was beim Erwachsenwerden so dazu gehört. Und Anna lebt dieses Erwachsen werden richtig. Zumal ich es sehr schön finde, dass das Alles in dieser Briefform dargestellt ist, man oftmals auch nur den Brief der einen Seite liest und sich die anderen denken muss. Auch die Wahl einer blauen Schrift, die ein wenig an Tinte aus einem Füller erinnert, finde ich in diesem Zusammenhang sehr passend, wie auch die schön abwechslungsreich gewählten Kapitelanfänge, welche einfach diesen Charakter des Buches, von handgeschriebenen Briefen toll unterstützt.

Dabei fand ich es fast schon ein wenig störend, dass Oma Anna zu oft in den Fokus rückte und noch irgendwelche alten Familiengeschichten eingeflochten wurden etc. Allgemein hat das für mich den Roman einfach ein wenig überladen, da Anna, die für mich zunächst der wichtigste Charakter wirkte, immer wieder doch sehr ins Hintertreffen geriet, weil vielleicht ein bisschen zu viele Themen in das Buch eingebaut werden sollten.

Aber an sich finde ich es ein recht schönes Jugendbuch, auch wenn ich zugeben muss, dass mir das Ende nicht so ganz klar geworden ist, da es an sehr vielen Stellen sehr offen bleibt und ich mir da doch gerne noch ein bisschen mehr Erklärung erhofft hätte, aber vielleicht will die Autorin es auch einfach erreichen, dass die Leser sich am Ende noch ihre Lieblingsversion aus den Geschehnissen herausinterpretieren können.