Rezension

Auch Humor ist Geschmackssache

Löwenzahn & Himmelschlüssel - Christina Hollinde, Gerd Schilddorfer

Löwenzahn & Himmelschlüssel
von Christina Hollinde Gerd Schilddorfer

Eine im Suff geborene Schnapsidee wird Wirklichkeit. Pastor Jan Wahlen und sein Freund Bischof André Clausen wollen der evangelischen Kirche mehr Glamour verleihen. Da hilft nur eins, ein Papst muss her. Und so begeben sie sich auf die Suche. Eine Odyssee durch Deutschland oder eher eine ausgedehnte Sauftour, von vorn herein zum Scheitern verurteilt und leider sehr vorhersehbar.

Es tummeln sich eine ganze Menge schräger Charaktere in diesem Buch. Allen voran der arg gestresste Wolle, dem es einfach nicht gelingen will, seine „Pflänzchen“ in aller Ruhe zu kultivieren. Satanist Tim-Ole, der sprudelnde Quell abstruser Geschäftsideen und Opa Krause mit seinen alternativen VEB Beschaffungs-Methoden und viele mehr. Sie alle hätten auch wirklich komisches Potenzial, wenn es ihnen gelingen würde, sich aus ihren Klischees zu befreien.

Der Humor bewegt sich weitgehend auf Kneipenwitz Niveau. Was auch nicht verwundert, sind doch die beiden Protagonisten entweder besoffen oder verkatert. Natürlich gibt es viele Arten von Humor. Wenn ich einen Vergleich von Gerd Schilddorfer bemühen darf, liegen Welten zwischen Mario Barth und Urban Priol. „Löwenzahn & Himmelschlüssel“ tendiert leider in Richtung Mario Barth und das ist so gar nicht mein Geschmack. Auch dafür wird es Liebhaber geben. Ich gehöre nicht dazu.

Es gibt auch Passagen, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. Dazu gehören der Kirchenchor und die stets passenden Titel der Lieder. Ein wirklich gelungener Running Gag. Von exquisiter Situationskomik ist auch die Nummer mit den Hello Kitti Sargsaunen in Pink. Insgesamt sind aber alle Pointen zu breit ausgewalzt. Auf mich wirkte es durchgängig so, als wollten mir die Autoren im Nachgang nochmal erklären, was ich bereits beim ersten Mal verstanden hatte.

Genau so wenig goutiere ich es, wenn man mir die Bilder, die ich im Kopf haben soll vorschreibt. Sieht aus wie Brad Pitt für Arme oder wie Danny Devitio… Nein Danke! Ich möchte meine eigenen Phantasie bemühen und nicht auch dabei noch bevormundet werden.

Ein Wort noch zum Sprachstil. Der war nicht homogen. Stellenweise kam er sehr flüssig daher, während es auch Sätze gab, die so holprig und unbeholfen waren, dass es mich gegruselt hat. So extreme Unterschiede habe ich noch bei keinem anderen Buch bemerkt.

Fazit: Ganz nett, aber nicht hervorragend und garantiert nicht Meins.