Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Humorvoll, aber mit Längen

Löwenzahn & Himmelschlüssel - Christina Hollinde, Gerd Schilddorfer

Löwenzahn & Himmelschlüssel
von Christina Hollinde Gerd Schilddorfer

In Nottensdorf in Niedersachsen findet ein Bikertreffen statt. Dort trifft nicht nur der evangelische Pfarrer Jan Wehlen auf seinen katholischen Kollegen Armin Westorp, da sitzen auch  Gertrud und Renate auf der Bank und beobachten, was ihm Ort geschieht. Nichts entgeht den beiden.

Am selben Abend trifft sich Jan Wehlen mit Bischof André Clausen im Irish Pub in Lübeck. Betroffen von der stetig abnehmenden Mitgliederzahl in ihrer Kirche und nicht mehr ganz nüchtern wollen sich die Herren auf die Suche nach einem evangelischen Papst machen. Ein Nachkomme Martin Luthers wäre ihnen gerade recht.

Die Autoren haben einen humorvollen Roman geschrieben. Interessanter als die evangelischen Herren allerdings sind die Typen, die in und um Nottensdorf leben. Das Gemeindearchiv auf der Bank in der Todeskurve habe ich schon erwähnt.

Tim-Ole gehört zu den Satanisten. Deshalb ist er auch auf dem Leipziger Wave-Gothic-Treffen vertreten. Er zeichnet sich durch seine Geschäftstüchtigkeit aus.

Ein besonderes Unikum ist Opa Krause. Jetzt Rentner und einst Offizier der NVA hat er sich mit allem eingedeckt, was aus der DDR übriggeblieben ist. Es gibt kaum etwas im Ort, wo er nicht seine Finger drin hat. Seine Findigkeit schlägt die von Tim-Ole um Längen.

Dann lebt dort noch Wolle. Er hat eine marode Villa mit großem Garten gepachtet, um endlich genug Platz für seine besonderen Pflänzchen zu haben.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Pfarrsekretärin Paulsen. Sie hat keinen Respekt vor den geistlichen Herren und sagt ihnen, wenn nötig, gehörig die Meinung.

Die Geschichte strotzt vor humorvollen Einfällen, hat aber auch die ein oder andere Länge. Letzteres betrifft die doch recht monoton vonstatten gehenden Fahrten der Geistlichen zu den möglichen Papstkandidaten. Das Beste dabei sind die spitzen Bemerkungen des Teufelchens auf Jans Schulter. Bei dem Besuch der Auserwählten blieb mir allerdings mehrmals sinngemäß das Lachen im Halse stecken. Vieles ist sehr nahe an Realsatire.

Das Spiel mit Worten beherrschen die Autoren ausgezeichnet. Das zeigt sich in vielen neuen Wortschöpfungen und gekonnten Ableitungen. Auf Beispiele verzichte ich. Sie zu finden, ist jedem Leser selbst überlassen. Dabei wurde durchaus auch mit Überspitzungen und Ironie gearbeitet.

Das Cover passt zum Inhalt des Buches.

Das Buch hat mir gut gefallen. Es hat mich an vielen Stellen zum Lachen gebracht.