Rezension

Auch Strelecky kocht nur mit Wasser, das schon x mal aufgewärmt wurde

Das Café am Rande der Welt - John Strelecky

Das Café am Rande der Welt
von John Strelecky

Bewertet mit 1 Sternen

Eine nicht unbedingt notwendige, schnelle Lektüre für zwischendurch

Ich hatte von Strelecky vor ein paar Jahren bereits "The Big Five for Live" gelesen, was mich als Werk überhaupt nicht überzeugte, da ich schon weitaus bessere, tiefgründigere, lesenswertere Werke zu dieser Thematik von anderen Autoren gelesen hatte. Als das Buch auf dem "Grabbeltisch" einer Buchhandlung in meinem Urlaubsort lag, brachte ich meine Vorerfahrung mit diesem Autoren leider nicht in Verbindung und da ich "Stoff" brauchte, ich lese täglich, an einem 240-Seelen-Ort mit 3000 Schafen (wunderschön!) und den Titel schon öfter gehört hatte und mich wunderte, dass es 14 Jahren nach dem Erscheinen des Buches in Dtld. bereits 56 Auflagen gab, griff ich zu. Wenn dieses Buch nicht so oberflächlich und abgedroschen wäre, hätte man bei seiner Aufmachung und Dünne fast an den kleinen Prinzen denken können, natürlich ein ganz anderes Kaliber, Weltliteratur, wunderschön.

Für Leser, die über einen gewissen Tiefgang verfügen und nicht einfach so daher leben, bietet das Buch überhaupt keine neuen Erkenntnisse. Es ist alles schon gesagt worden, Schnee von gestern. Schön pauschal gehalten. Jede/r ist Regisseur/in seines/ihres eigenen Lebens, man hat stets die Wahl, bewusstes Entscheiden, Selbst- vs. Fremdbestimmung, die böse Werbung ist schuld, Materialismus, Konsumgesellschaft, Work-LIfe-Balance, man hat nur ein Leben usw. Es ist nur nicht für jeden Menschen so einfach, Menschen, die ihre Miete kaum bezahlen können, ständig um ihren Arbeitsplatz fürchten in Zeiten wie diesen, vielleicht nur eine einfache Tätigkeit gelernt haben, nur noch das zu tun, was man möchte und auf das schlichte Mammon zu pfeifen. Andere sind vielleicht gar nicht unzufrieden oder es fehlt ihnen an Mut oder Selbstbewusstsein "auszusteigen", und ich kenne eine ganze Menge Leute, nicht wenige, deren Job genau ihre Berufung ist, die dafür brennen und dennoch stimmt ihre work-life Balance. Davon abgesehen wirkt der Autor auch streckenweise mit dem, was er sonst noch so veranstaltet, ich mag mich täuschen, etwas "guru-haft" auf mich und mit dem nötigen Kleingeld, über das er mittlerweile verfügt, ist es auch ein leichtes, sich das Leben so zu schneidern, dass es passt. 

Ich persönlich finde es sinnvoll, sich die Sinnfrage täglich zu stellen, das Leben als Geschenk zu betrachten, wann immer es geht und wie die Pfadfinder möglichst jeden Tag eine gute Tat an seinen Mitmenschen zu verüben, um von dem Egozentrismus unserer Zeit etwas abzurücken.

Allenfalls nett sind die Metaphern "Manchmal weiß man gar nicht, wie bereit man für etwas ist, das einen ausfüllt", eigentlich ist gerade die Rede vom Essen,  (44)oder die Parabel mit dem Golfball (106).

Aus der Lektüre nehme ich nur mit, falls ich es zwischendurch nicht vergesse:), dass ich noch mehr auf die Botschaften der anderen zwischen ihren Zeilen achten möchte. Lebendig fühle ich mich. Beruflich sinnhaft auch. Privat bin ich auf der Suche nach einem neuen Sinn, da meine Tochter mit nur 15 Jahren ihr Elternhaus fluchtartig verlassen hat, aber das ist ja eine persönliche Geschichte und auch relativ normal, dass man in oder nach einer Krise nach einem neuen Sinn Ausschau hält, denn nur für mich selbst zu exestieren, wäre mir wahrhaftig zu sinnentleert.

Statt bescheuerten Wahlplakaten könnte man nun also einen Spruch alla Strelecky an die Litfaßsäulen werfen: "Du bist BEDEUTUNGSLOS. Erkenne den höheren Sinn". Mehr Demut könnte unsere Gesellschaft durchaus gebrauchen, aber wie gesagt, auch dieser Spruch ist nicht neu, er sollte nur täglich erinnert werden und wie Blut durch unsere Adern fließen. Denn vom Mond aus betrachtet, ist alles nicht so wichtig, auch dieses Buch dieses Autoren nicht.

Ich habe mir aber auch die Folgebände zum Café gleich mitgenommen. Ein paar Zeilen habe ich schon gelesen. Vom "Wiedersehen im Café am Rande der Welt" verspreche ich mir mehr, es ist doppelt so dick und wirkt romanesker, fände ich persönlich schöner und es schimmern einige Reiseerlebnissen durch. Mal schauen. Vielleicht präsentiert Strelecky endlich ein wenig Neues oder wenigstens gute Unterhaltung.