Rezension

Auf zum besseren Leben

25 letzte Sommer -

25 letzte Sommer
von Stephan Schäfer

Bewertet mit 3 Sternen

Vom Cover mit der Sommerlandschaft geht etwas Friedliches aus und passt sehr gut zu dem Buch. Der Ich-Erzähler, getrieben und unruhig vom Alltag, trifft auf seinem Morgenspaziergang einen alten Mann, mit dem er zunehmend in ein immer offeneres Gespräch kommt. Während ich anfangs den ruhigen Erzählton und die sprachlichen Bilder ("Das Wasser war die Ruhe selbst, die Äste einer Erle schliefen noch im Schilf...") sehr mochte, empfand ich ihn später eher kitschig, etwas banal. Karl, der alte Mann und Bekanntschaft des Ich-Erzählers, wird als sehr warmherzig, empathisch und wohlwollend dargestellt, bei dem es dem Ich-Erzähler zunehmend leicht fällt, sich zu öffnen, wenngleich nach seinen Träumen und Werten befragt, immer wieder ratlos strauchelnd. Dabei profitiert er von den Eindrücken und Weisheiten des alten Mannes. Zwischendrin hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass Stephan Schäfer eigene, ihm wichtige Themen und Erkenntnisse in dem Buch verarbeitet und dem Leser "mit auf den Weg gibt". Quasi eine Sitzung beim Coach zum Thema besseres Leben. Ohne Zweifel werden wichtige Themen wie Innehalten, Achtsamkeit, gelungene Beziehungen angeschnitten. Mehr zwischen den Zeilen zu entdecken, hätte mich aber vermutlich emotional mehr erreicht. Das Büchlein ist mit seinen 170 Seiten schnell gelesen und über Protagonisten mit ausgeprägten Ambivalenzen muss man sich auch nicht den Kopf zerbrechen. Was mir geblieben ist, sind einige sehr schöne Beschreibungen und Begegnungen in der Natur und auf jeden Fall ein leichtes, warmes Gefühl. Wer ein Büchlein für einen entspannten Nachmittag in der Hängematte sucht, wird seine Freude damit haben und sicher auch einige Denkanstöße bekommen. Wer möglicherweise etwas mehr Tiefgang sucht und Protagonisten mit Ecken und Kanten mag, dem würde ich eher ein anderes Buch empfehlen.