aussergewöhnlich.... aber aussergewöhnlich gut!
Bewertet mit 5 Sternen
"Don`t dream - Dance". Seit Alicia vor vier Jahren beschlossen hatte professionelle Tänzerin zu werden, war dies ihr Leitspruch.
So hatte sich Alicia das nicht vorgestellt. Zwar ist sie überglücklich ein Stipendium an einer der renommiertesten Tanzakademien, der Tarnek Dance Academy, erhalten zu haben, doch bereits ihre Ankunft verläuft anders als erwartet. Trotz mehrfacher Absprache ist niemand am Bahnhof um sie abzuholen und ihr bleibt nichts anderes übrig als sich mitten in der Nacht zu Fuß auf den steilen Weg zum Schloss zu machen und dass quer durch die Pampa. Und dann beobachtet sie auch noch einen Typen, der vom Schloss zu kommen scheint und plötzlich mitten auf den Bahnschienen stehen bleibt, obwohl der Zug bereits zu hören und zu sehen ist. Ein paar Minuten später schwenkt derselbe von lebensmüde zu Charmeur, tanzt mit ihr den Siegfried und Odile aus Schwanensee und... verschwindet.
Alicia ist genauso irritiert wie fasziniert von dieser Begegnung und bekommt Jannes einfach nicht mehr aus dem Kopf. An der Akademie scheint allerdings niemand gut auf ihn zu sprechen zu sein, keiner rückt mit Informationen raus, nur das man sich besser von ihm fernhalten sollte.
Ob er der Sohn der Gräfin ist? Tanz zu studieren scheint er jedenfalls nicht. Und warum taucht er immer nur abends auf...
Doch Jannes ist nicht das einzige Rätsel auf dem mysteriösen Schloss Tarnek.
* * *
Vorweg gesagt, dies ist kein klassischer Tanzroman. Klar geht es auch ums Tanzen und diese Energien und der Flow kommen sensationell rüber, aber man hat keinen typischen Tanzakadamie-Roman vor sich, sondern.... Ja, was eigentlich? Darüber mag ich gar nicht allzu viel verraten. Mara Lang hat so unterschiedliche Genre und Elemente zusammengepackt und das funktioniert unglaublicherweise auch noch! Ganz großes Kino! Mich hat sie damit jedenfalls total überzeugt. Denn zu meiner Schande muss ich gestehen, hätte auch nur etwas davon im "Klappentext" durchgeblizt, ich hätte es momentan wohl nicht gelesen. Aber so hat mich dieses ungewöhnliche Buch ganz unvoreingenommen mega-positiv überrascht.
Zudem war es auch meine erste Begegnung mit Mara Lang und ich finde, sie hat einen sehr flüssigen, bildhaften und ausgereiften/erfahrenen schönen Schreibstil, so dass man die Geschichte in eins weglesen möchte. Da existieren keine Längen oder Schwachstellen. Die Fragezeichen ploppen schon nach den ersten Seiten auf und der Autorin gelingt es gekonnt, den Spannungsbogen bis zum Ende hin aufrecht zu halten.
Mir haben auch ihre Ideen und Charaktere sehr gefallen. Durchdacht, sympathisch, mysteriös und ausgereift. Gut, die Figuren hatten jetzt vielleicht nicht die fundierte Tiefe, aber das ist für die Geschichte, die sie erzählen auch gar nicht notwendig. Denn wovon das Buch lebt sind nämlich die Emotionen -nicht nur die zwischenmenschlichen, sondern auch die des Tanzes- und der gekonnt umgesetzten mysteriösen Atmosphäre.
Fazit: "Im Licht der Nacht" ist ein gelungener, stimmiger, mysteriöser Roman, von dem man sich einfach überraschen lassen sollte.... Meine Empfehlung: lesen, fallen lassen und genießen. Die Autorin versteht ihr Handwerk und ich freue mich auf weitere Werke von ihr.