Rezension

Authentisch und beklemmend

Ein kleines Wunder würde reichen - Penny Joelson

Ein kleines Wunder würde reichen
von Penny Joelson

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleines Wunder würde reichen von Penny Joelson

erschienen bei Fischer FJB

 

Zum Inhalt

 

Jemma kennt ein schreckliches Geheimnis: In ihrer Nachbarschaft ist ein Mord passiert, und sie weiß, wer es getan hat. Denn die Leute erzählen ihr Dinge, weil Jemma nichts weitersagen kann. Sie ist vollständig gelähmt und kann sich weder bewegen noch sprechen. Aber Jemma entgeht nichts. Als sie mit dem furchtbaren Geheimnis konfrontiert wird, ist sie völlig hilflos. Jemma weiß, dass ihr nur ein kleines Wunder helfen kann. Und sie ist fest entschlossen, alles für dieses Wunder zu tun.

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Dieses Buch ist in der ersten Person geschrieben und zeigt dem Leser die Perspektive von Protagonistin Jemma. Auf Grund ihrer Krankheit ist es natürlich nur die Gedankenform, was ich lesetechnisch sehr interessant fand.

 

Jemma ist 14 Jahre alt, lebt mit zwei weiteren Kindern bei ihren Pflegeeltern und ist Quadriplegikerin. Dies bedeutet, dass sich das Mädchen nicht äußern oder bewegen kann. Eine richtig schlimme Krankheit, die mich unheimliches Mitleid mit Jemma haben ließ. Ihr Gehirn funktioniert nämlich genauso gut wie bei anderen Teenagern in ihrem Alter – aber sie kann sich überhaupt nicht bemerkbar machen. So manches Mal wäre ich gerne in die Geschichte gesprungen und hätte etwas tun wollen, so wahnsinnig hat es mich gemacht! Als Leser bekommt man die Gedanken und Gefühle von Jemma noch intensiver mit als in anderen Büchern. Man möchte wirklich gerne eingreifen, aber leider sind einem ja die Hände gebunden.

Die neunjährige Olivia und der sechsjährige Finn leiden ebenfalls unter Defekten und haben in dieser Familie ein liebevolles Umfeld gefunden. Olivia neigt zu unkontrollierten Wutausbrüchen und ist sehr laut, Finn hingegen ist Autist und lebt in seiner eigenen Welt. Auch er spricht nicht, genau wie Jemma. Die Pflegemutter habe ich nur bewundert, nicht jeder könnte immer so ruhig bleiben und absolut liebevoll mit diesen drei Kindern umgehen.

Zur Unterstützung lebt Pflegerin Sarah bei der Familie, die in dem Buch auch noch eine große Rolle spielt. Ebenso ihr unsympathischer Freund Dan. Auf beide werde ich aber an dieser Stelle nicht näher eingehen.

Für Jemma gibt es relativ früh noch eine positive Überraschung, die aber auch ihre Tücken und Schwierigkeiten bereithält.

 

Mich konnte die Story sehr berühren, da es für mich unvorstellbar ist, mit einer Krankheit wie Jemmas leben zu müssen. Die einzelnen Situationen wurden von der Autorin gut herausgehoben. Es entstand für mich oft eine beklemmende Atmosphäre. Wie schrecklich muss es sein, wenn man nicht einmal klitzekleine Zeichen geben kann? Man hat Schmerzen und kann sich nicht äußern. Man möchte jemanden warnen und kann keinen Laut von sich geben. Man möchte den Eltern die Sorgen nehmen und kann sie nicht zerstreuen. Wenn ein Mensch schon nicht reden kann, ist es nicht schön, aber wenigstens Zeichen geben oder etwas aufschreiben – all dies ist bei Jemma nicht möglich… Umso schöner natürlich, dass die Technik heutzutage sehr weit ist und vieles ermöglichen kann. Aber jeder Mensch ist anders und hat andere Defekte, eine Universallösung ist auch hier sicherlich nicht möglich.

 

Penny Joelson hat ein authentisches Buch über das Leben mit Behinderungen geschrieben. Sie hat dargestellt, dass natürlich auch diese Menschen unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen – wahrscheinlich noch mehr, als gesunde. Das Verhalten und die Krankheiten der jüngeren Kinder wurde nebenbei auch ganz gut beleuchtet und ich ziehe wirklich den Hut vor der Pflegemutter! Stumm vor dieser Geschichte zu sitzen hat mir ein kleines bisschen das Gefühl von Jemmas Gesundheitszustand gegeben – ich hätte wirklich gerne das ein oder andere Mal eingegriffen und ihr meine Stimme geliehen. Der Schreibstil und die beklemmende Atmosphäre haben mich durch die Seiten rasen lassen. Ein kleines Wunder würde reichen lässt mich nachdenklich zurück und ich kann es euch nur empfehlen.

 

Nicht sagen zu können, was ich weiß, ist unerträglich.

Seite 188

 

 

 

Zum Autor

 

Penny Joelson hat mit sechzehn begonnen, mit schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. In »Ein kleines Wunder würde reichen« hat sie viele ihrer Erfahrungen einfließen lassen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire und gibt Kurse für Kreatives Schreiben am City Lit College in London, wenn sie nicht gerade selbst schreibt.

 

WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

 

304 Seiten

übersetzt von Andrea Fischer

ISBN 978-3-8414-4023-5

Preis: 16,99 Euro

erschienen bei https://www.fischerverlage.de

https://www.fischerverlage.de/buch/ein_kleines_wunder_wuerde_reichen/978...

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!