Rezension

bedrückend und nah

NOTIZEN EINER VERLORENEN - Heike Vullriede

NOTIZEN EINER VERLORENEN
von Heike Vullriede

Mit eigenen Worten
Als Sarah gefunden wird, ist das Einzige was von ihr übrig geblieben ist, ihr rotes Notizbuch. Darin beschreibt Sie wie es soweit kommen konnte, wie es dazu kommen konnte, dass sie nun zerquetscht unter einem alten Ofen liegt. Sie beschreibt die letzten Tage und Wochen ihres jungen Lebens.

Wirkung
Dieses Buch glänzt mit einem, für mich, sehr interessanten Cover. Es sieht so aus, als würde hinter dem Sofa ein Monster lauern und über denjenigen herfällt, der sich darauf setzt. Besonders toll finde ich es jetzt nachdem ich das Buch gelesen habe, weil es in der Geschichte vorkommt. Das Monster sieht aus als wäre es auf Papier gezeichnet, was die Verbindung zu Sarahs Notizbuch herstellt. Eine wirklich gelungene Covergestaltung. Der Titel gefällt mir auch sehr gut, weil es den Kern des Buches trifft.

Positives
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Das erste und das letzte Kapitel sind im auktorialen Erzähler geschrieben und beschreiben das, was außerhalb von Sarahs Notizbuch passiert. So beginnt das Buch damit, dass jemand Sarah findet und mit ihr, ihr Notizbuch. Die nächsten Kapitel bis kurz vor Ende des Buches liest man in Sarahs Notizbuch und lernt Sarah und ihr Leben näher kennen. Nicht nur dieser gute Aufbau hat mir das Lesen sehr leicht gemacht, sondern auch der flüssige und fesselnde Schreibstil. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich eine Freundin von Sarah und würde in ihrem Notizbuch lesen. In Sarahs Notizbuch wurde natürlich der Ich-Erzähler verwendet, sodass ich mich sehr gut in Sarahs Gedankenwelt hineinversetzen konnte. Alle Charaktere sind unheimlich lebendig beschrieben. Mir kam es vor, als wenn ich zB: Marc schon genauso lange kennen würde wie Sarah. Alle anderen Charaktere hat auch Sarah erst im Verlauf des Buches kennengelernt und für Leser ein gut vorstellbares Bild dieser Personen erschaffen. Besonders sympathisch war mir Alex, auch wenn er ziemlich eigen war und irgendwie auch ein bisschen durchgeknallt. Der Verlauf konnte mich mitreißen, die Seiten sind einfach zu verflogen, ohne dass ich es wirklich gemerkt habe. Atemlos habe ich gelesen, was Sarah passiert ist und auch wenn es nicht immer hundert Prozent spannend war, hat es mich doch gefesselt. Die Idee zur Geschichte fand ich sehr besonders, weil ich so etwas in der Art noch nie gelesen habe. Ich denke, dass Selbstmord gerade heutzutage ein sehr verbreitetes und auch wichtiges Thema ist, vor dem man nicht die Augen verschließen sollte. Die Art und Weise, wie es in diesem Buch umgesetzt wurde hat mich schockiert und ich frage mich, ob es wirklich solche "Clubs" gibt. Das Ende war für mich eine runde Sache, die es mir leicht gemacht hat das Buch zu beenden und trotzdem lässt das Buch mich nicht mehr los.

Negatives
Ich habe in diesem Buch keine negativen Aspekte finden können.

Zitat
Was mich ebenso erschaudern ließ, war der Gedanke, dass Jens nach meinem eigenen Tod irgendwo im Jenseits auf mich warten könnte. Und das für alle Ewigkeit! Was wenn er alle Geister da oben oder da unten davon überzeugte, wie sehr wir seiner Meinung nach zusammengehörten? Egal wo, selbst der Himmel würde für mich zur Hölle werden, wenn ich Jens in der Endlosigkeit begleiten müsste; mein Geist gefesselt an seinen Geist.

Bewertung
Note 1 {sehr gut}
Dieses Buch hat sich die eins wirklich redlich verdient. Von Anfang an konnte mich die Geschichte in seinem Bann ziehen und meine Erwartungen wurden eindeutig übertroffen. Selten habe ich ein so bedrückendes Gefühl beim Lesen gehabt. Ich hatte wirklich Angst um Sarah, auch wenn von Anfang an klar war, dass sie tot ist. Ich muss sagen diese Rezension fiel mir sehr schwer, weil es tatsächlich ein besonderes Buch ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so fesselt werde.
 Ich finde alle sollten dieses Buch lesen, um sich einmal mit dem Thema Selbstmord auseinander zusetzen, in welcher Form auch immer. Es regt zum Nachdenken an.