Rezension

Berührend, bewegend, wundervoll

Die Tochter des Uhrmachers - Kate Morton

Die Tochter des Uhrmachers
von Kate Morton

Bewertet mit 5 Sternen

Als die junge Archivarin Elodie während ihrer Arbeit in einer Tasche eine alte Zeichnung eines Anwesens an einem Fluss und das Foto einer atemberaubenden jungen Frau findet, fühlt sie gleich eine gewisse Verbundenheit. Das Haus erinntert sie an eine Geschichte, die ihr ihre Mutter immer erzählt hält, als sie noch klein war, doch ihre Mutter kann sie leider nicht mehr fragen, denn diese starb, als Elodie noch klein war. Als Elodie ihren Großonkel Tip trifft, fragt sie ihn und dieser bestätigt, dass das Haus aus der Geschichte und das auf dem Bild das selbe ist. Elodie macht sich auf dem Weg, die Geschichte des Hauses zu erfahren, denn es zieht sie magisch an. Birchwood Manor, so heißt das Haus, gehörte einst einem Maler, Edward Radcliffe, der sich mit seinen Freunden dort traf. Nach einer Tragödie im Jahr 1862, bei der eine Frau starb und eine weitere spurlos verschwand, verließ er jedoch Birchwood Manor und kehrte nie mehr zurück.
Meine Meinung
Mit diesem wunderschönen und romantischem Cover ist dem Verlag ein wirklicher Hingucker gelungen. Aber natürlich ist es auch Kate Mortons Name, der mich magisch anzieht, denn die Geschichten, die ich bereits von ihr lesen durfte, haben mir durchweg gefallen.
Doch dieses Mal war es anders und ich muss zugeben, dass ich eine ganze Weile benötigte, um Zugang zu Mortons Geschichte zu finden, was aber mitunter einfach daran lag, dass ich noch nicht so ganz hinter den Sinn der Geschichte stieg. Trotzdem fiel es recht leicht, weiterzulesen, denn Kate Morton versteht es mit Worten umzugehen, ihre Sprache hat etwas besonderes, beinahe melodisch klingendes, mit dem sie es schafft, Personen, Umgebungen und Ereignisse lebendig werden zu lassen.
Wie so oft erzählt Morton ihre Geschichte auf mehreren Zeitebenen, wobei eine in der Gegenwart und eine in längst vergangenen Zeiten liegt. Doch dieses Mal verknüpft sie noch diverse weitere Charaktere aus unterschiedlichen Zeiten mit dem Geschehen und dann wurde mir klar, dass sie hier die Geschichte eines Hauses erzählt. Birchwood Manor hat einen gewissen Zauber, der immer wieder die Menschen anzieht, in seinen Mauern lebt ein Geheimnis und es versprüht regelrecht Leben. Es ist etwas mystisches in der Geschichte, mit dem die Autorin mich dann doch noch völlig einfangen konnte und nach ca. 150 Seiten war ich gefangen von dieser besonderen Aura.
Natürlich ist die Aura auch ein wenig mit diesem besonderen Anwesen Birchwood Manor verbunden, das einst Künstler beherbergte, dann zu einem Internat wurde, im zweiten Weltkrieg eine Familie beherbergte und letzten Endes ein Museum wurde. Allein das Setting in einem kleinen englischen Dorf, gleich an der Themse, mitten in der Natur machte Birchwood Manor greifbar, kennt man solche Anwesen von Bildern.
Während man nun eine Weile Elodie in unserer Gegenwart auf ihrer Suche nach Antworten rund um Birchwood Manor und dessen Bewohnern begleitet, springt die Perspektive zwischendurch zu einer Ich-Erzählerin und auch in die Vergangenheit. Das ergibt auf den ersten Blick viele lose Fäden, doch Morton knüpft all dies zu einem großen Bild zusammen und am Ende bleiben keine Fragen mehr offen.
Die Charaktere sind dieses Mal recht zahlreich und auf den ersten Blick scheint Elodie der Mittelpunkt zu sein Doch diese Figur bleibt recht unscheinbar und so nach und nach kristallisiert sich auch heraus, dass es eher eine besondere Person in der Vergangenheit ist, die eine zentrale Rolle spielt. Nämliche Birdie, die Tochter des Uhrmachers, deren Schicksal es nicht immer gut mit ihr meinte und die es doch geschafft hat, zu leben und das besondere in den einzelnen Menschen zu sehen. Neben Birdie bleiben jedoch die weiteren Personen eher blass, doch ich habe auch hier nach und nach das Gefühl gehabt, dass auch all die anderen Charaktere eher dazu gedacht waren, den besonderen Geist des Hauses in den Mittelpunkt zu rücken.
Mein Fazit
Mit “Die Tochter des Uhrmachers” hat Kate Morton ein unglaublich komplexes Werk vollbracht, bei dem ich etwas Zeit benötigte, um wirklich hineinzufinden. Aber nach dem Beenden des Buches zolle ich der Autorin meinen größten Respekt, darüber, wie es ihr gelungen ist, hier ihre unterschiedlichen Fäden in der Hand zu halten und zu einem klaren Bild werden zu lassen, darüber, wie sie mit ihren Worten umgehen kann und darüber, wie sie ihre Geschichte lebendig werden lässt. Es ist kein typischer Morton, in dem eine alte und meist eine neuere Liebesgeschichte im Mittelpunkt stehen, auch wenn es durchaus auch um die Liebe geht. Doch zu guter Letzt kann ich sagen, dass dieses Buch mich bewegt und berührt hat und mich noch lange Zeit nach dem Ende darüber nachdenken ließ. Vielen Dank Kate Morton für diese Geschichte voller Gefühl.