Rezension

Besitz verpflichtet - Fluch und Segen zugleich

Das Holländerhaus
von Ann Patchett

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

„Eine Villa zu besitzen – für Cyril steht das für ein besseres Leben. Doch als er von seinem hart erarbeiteten, ersten kleinen Vermögen das hinreißende Holländerhaus kauft, zerbricht seine Welt: Seine Frau erträgt den Luxus nicht und geht. Ein Schock für die beiden Kinder, und Tochter Maeve muss die Mutterrolle für ihren jüngeren Bruder Dave übernehmen. Die Geschwister werden unzertrennlich und sind eigentlich glücklich – bis Cyril wieder heiratet. Die Neue hat zwei eigene kleine Mädchen, denen sie, ganz böse Stiefmutter, das Erbe sichern will, vor allem aber das Holländerhaus ... Aus einer Geschichte, so alt wie das epische Erzählen, wird bei Ann Patchett ein facettenreicher, kluger und ganz und gar moderner Familienroman der Meisterklasse.

 

Besitz verpflichtet - das war schon immer so und wird immer so bleiben. Das heißt nicht nur, das man die Dinge am Besitz (in diesem Falle hier ein Haus) nur instand setzt und pflegt sondern auch, das man es schätzt, liebt und sich dessen verpflichtet es zu seinem Heim erstrahlen zu lassen, das einem Schutz und Geborgenheit sowie Entspannung gibt. Für Cyril war es der größte Traum der wahr werden konnte mit seinem Kauf des Holländerhauses. Die Geschichte rund um dieses Haus, liest sich wie Fluch und Segen zugleich und ist äußerst emotional und bewegend. Autorin Ann Patchett geht hier tief in die Seele der Hausbesitzer ein und erzählt mehr, als nur ein Haus zu besitzen. Ein Haus verändert alles, auch die Familie. Wie Patchett hier vorgeht, ist schlüssig und nachvollziehbar niedergeschrieben. Der Neuzugang an Cyrills Seite verspricht Hoffnung und endlich den Halt, den er für sich, seine Familie und das Haus erhofft. Das sich dahinter ein Wölfin im Schafspelz versteckt, wird dem Leser schnell klar, aber leider nicht Cyrill, dem man gerne warnen möchte. Leider bleiben unsere Bemühungen erfolglos und der Kampf und der Streit um materielle Dinge, um Reichtum und die Frage nach Ehrlichkeit nehmen hier den größten Raum des Buches ein. Patchett zeigt ein schonungsloses Bild und ein feines Gespür Menschen in ihre Seelen zu blicken und diese knallhart zu analysieren und in Worte zu packen. Ihre Wortwahl ist manchmal klar, manchmal kryptisch und dennoch erkennbar. Sie packt nicht nur uns Leser an empfindlichen Stellen, sondern auch ihre Protagonisten und lässt sie leiden, denn eines ist klar: Besitz verpflichtet, aber wie weit geht diese „Pflicht“?! 

Jeder Hausbesitzer wird sich hier in so einigen Parts wiederfinden und fiebert mit Figur Cyrill mit - klug und äußerst intim auf den Punkt gebrachte Story! 5 von 5 Sterne!