Rezension

Bewegend und zeitweise kaum zu ertragen

Zeit aus Glas - Ulrike Renk

Zeit aus Glas
von Ulrike Renk

Bewertet mit 4.5 Sternen

#ZeitAusGlas ist der zweite Band einer Trilogie, die sich mit der Geschichte einer jüdischen Familie befasst. Sie beruht auf Tatsachen. Die Grundlage dafür war ein Tagebuch und viele Gespräche zwischen Autorin und den Nachkommen der Familie Meyer. Bereits den ersten Band las ich mit Freuden und war äußerst gespannt, wie mir nun der zweite gefällt.

 

Es gibt viele Sachbücher und Romane, die sich mit der Geschichte der Juden im 2. Weltkrieg beschäftigt. Mal mehr, mal weniger gut umgesetzt. Ulrike Renk hat mich mal wieder in den Bann gezogen. Ich litt mit als die ältere Tochter Ruth von heute auf morgen erwachsen werden musste. Wie sehr hat sich doch das Leben der Meyers geändert. Ja, es zeichnete sich bereits ab, aber niemand ging davon aus, dass es so schlimm werden würde. Die Mutter Meyer ist liebenswert und hilfsbereit. Sie glaubte bis zu „Kristallnacht“ nur an das Gute im Menschen und zerbricht fast an den Gräueltaten der Braunen. Der Titel #ZeitAusGlas ist meiner Meinung nach perfekt gewählt. Weil die ganze Erzählung auf dieser einen Nacht, nämlich dem 09. November 1933 beruht.

 

In wenigen Stunden wurden Häuser zerstört, Fenster eingeschlagen und Synagogen in Brand gesetzt. Was tat die Polizei? Nichts. Die Nazis konnten grölend durch die Straßen ziehen. Und nicht nur das. Sie durften ungestraft Juden misshandeln und bis zum Tode foltern. Im Buch #ZeitAusGlas wird von der Zeit damals berichtet, aber aus Sicht der Kinder. Niemand von uns kann ermessen, welches Leid damals über die armen Menschen kam. Und das nur, weil sie irgendwann einmal jüdische Eltern hatten. Oft lebten sie überhaupt nicht nach den Gesetzen der Thora. Das kümmerte die Schergen absolut nicht.

 

Auch der zweite Band gefiel mir gut. Und nein, es kann niemals zu viele Bücher über die damalige Zeit geben. Im Nachwort schreibt Frau Renk, was Tatsache und was Fiktion ist. Unter anderem ist ein Fakt, dass die Versammlung in der Stadt Evian das Schicksal der Juden mit bestimmte und sie von vielen Ländern alleine gelassen wurde. #ZeitAusGlas zeigte mir ebenfalls, wie die Autorin zur Geschichte steht. Auch das schrieb sie im Nachwort. Sie appelliert an uns alle, aufmerksam zu sein und Zeichen der heutigen Zeit zu erkenn. Ich danke Frau Renk für dieses bewegende Werk. Zumal sie klar macht, dass es viele Deutsche gab, die helfen wollten. Allerdings begaben sie sich dadurch in Lebensgefahr und mussten alle Aktivitäten so geheim wie möglich machen. Wer heute urteilt sollte sich fragen, ob er damals so mutig gewesen wäre, wie er heute behauptet.

 

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE dafür, dass ich das Buch lesen durfte.