Rezension

Blick hinter die Mauern einer Psychiatrie

Die dunklen Mauern von Willard State - Ellen Marie Wiseman

Die dunklen Mauern von Willard State
von Ellen Marie Wiseman

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin Ellen Marie Wisemann hat mit "Die dunklen Mauern von Willard State" einen spannenden, ungemein fesselnden Roman geschrieben, der sich in zwei Erzählstränge gliedert. Beide Geschichten sind gleichermaßen traurig und faszinierend ehrlich verfasst.
Einerseits wird die unschöne Lebensgeschichte der erst 17-jährigen Izzy Stone erzählt, die mit ansehen musste, wie ihre Mutter ihren Vater erschoss. Nach dieser traumatischen Erfahrung wuchs Izzy in wechselnden Pflegefamilien auf und wird von Mitschülern gehänselt. Nun, 1995, hilft sie ihrer derzeitigen Pflegemutter bei der Erfassung von Patientenkoffern aus dem Willard State Asylum, einer verlassenen und berüchtigten psychiatrischen Anstalt.
Dabei stößt Izzy auf Briefe der ehemaligen Patientin Carla Cartwright. Letztere wurde 1929 vom eigenen Vater in die Nervenanstalt geschickt, weil sie sich weigerte einen Sohn aus reichem Hause zu heiraten. Carlas Martyrium hinter den Klinikmauern geht unter die Haut, mehr noch, es lässt den Leser fassungslos zurück. 
Beide Frauenschicksale werden in solch sprachlicher Präzision und Intensität dargestellt, dass man sich dem Sog der Geschichte nicht entziehen kann und Seite für Seite immer stärker ins Geschehen hineingezogen wird. Vor allem Claras Schicksal reißt mit. 

FAZIT
Ein beeindruckend authentisches Buch, das vielfältig Einblick in die menschliche Psyche, vor allem in deren Abgründe, gewährt.