Rezension

Grausam und trotzdem faszinierend

Die dunklen Mauern von Willard State - Ellen Marie Wiseman

Die dunklen Mauern von Willard State
von Ellen Marie Wiseman

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bekam das Buch im Rahmen der Leserunde und habe es sehr schnell und gern gelesen.

Es werden die Geschichten von Clara, die um 1910 geboren ist, und die von Izzy, die 1996 18 Jahre alt wird, in zwei Erzählsträngen gegenüber gestellt.

Clara liebt einen Mann, der ihrem reichen Vater nicht passt und kommt deshalb wegen "Schizophrenie" in eine Nervenheilanstalt. Dort wird sie mit aus heutiger Sicht schockierenden Methoden behandelt, obwohl sie gesund ist. Sie bringt das Kind ihres Geliebten zur Welt, doch es wird ihr weggenommen und sie sieht es nie wieder. Erst im hohen Alter, als das Haus geschlossen wird, kommt sie in ein "normales" Altenheim.

Izzy lebt bei Pflegefamilien, seit ihre Mutter ihren Vater erschossen hat und im Gefängnis sitzt. Die Mitschüler mobben sie und sie findet nur schwer Freunde. Als sie mit ihrer Pflegemutter Recherchen in der verlassenen Irrenanstalt betreibt, stößt sie auf Claras Koffer und ihr Tagebuch. Die Geschichte der jungen Fau fasziniert sie und sie recherchiert auf eigene Faust weiter.

Das Buch ist gut und leicht lesbar geschrieben,einige minimale Stilfehler stören nicht weiter. Durch den Wechsel der Erzählstränge ist das Buch sehr lebendig und es hat mich sehr gefesselt. Allerdings gibt es auch sehr grausame Szenen, z.B. als die Patienten einer Elektroschocktherapie und anderen furchtbaren Heilungsversuchen unterzogen werden. Man kann es heute kaum glauben, dass gesunde Menschen ohne größere Untersuchung einfach auf Beschuldigungen ihrer Familie oder ihrer Arbeitgeber für immer weggesperrt werden konnten. Allerdings zeigt der Fall von Gustl Mollath, dass so etwas auch heute noch geschehen kann. Das alles erinnert an die Zeit der Hexenprozesse.

Fazit: Ein gutes und sehr lesenswertes Buch!