Rezension

Brisante Thematik, spannend verpackt!

Die Toten von Marnow - Holger Karsten Schmidt

Die Toten von Marnow
von Holger Karsten Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Toten von Marnow“ ist der Auftakt einer neuen Reihe von Holger Karsten Schmidt. Den Autor kennt man als Drehbuchschreiber (vor allem für diverse „Tatorte“, aber nicht nur) und unter seinem offenen Pseudonym Gil Ribeiro als Schöpfer der Fuseta-Krimis mit dem liebenswerten Autisten Leander Lost.

Nun also Marnow. Zwei Mordopfer, bei denen das Städtchen im Osten auf den ersten Blick die einzige Verbindung scheint. Betraut mit den Ermittlungen sind die beiden Kommissare der Rostocker Kripo, Frank Elling und Lona Mendt. Partner, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Elling, der typische Beamte, der seiner Familie jeden Wunsch von den Augen abliest und sich deshalb bis über beide Ohren verschuldet. Lona, die toughe Motorradfahrerin ohne feste Adresse, die in ihrem Wohnmobil lebt, aus Hannover nach Rostock versetzt und sehr zurückhaltend hinsichtlich ihrer Vergangenheit.

Ins Detail hinsichtlich der Handlung möchte ich nicht gehen. Nur so viel, die Menschen sterben wie die sprichwörtlichen Fliegen. Ihnen werden die Kehlen durchgeschnitten, die werden erschossen, sie ertrinken, und alle sind in irgendeiner Weise mit einem Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte verbunden, in dem es - wie so oft - um immense Geldbeträge und den Verlust persönlicher Moral geht. Letzteres ist ein zentrales Thema in diesem Kriminalroman, denn auch „die Guten“ sehen sich Versuchungen ausgesetzt und müssen sich entscheiden.

Vor allem an den Beschreibungen merkt man den Drehbuchautor. Diese sind sehr detailliert, präzise und bildhaft, sowohl was Orte als auch Personen angeht. Die Story ist logisch aufgebaut und fesselt von Anfang an. Man will wissen, wer mit wem und warum und wie das alles zusammenhängt. Außerdem ist es höchst interessant, die Dynamik zwischen Elling und Mendt zu beobachten, die sich in ihrer Verschiedenheit wunderbar ergänzen. Den einen oder anderen Aspekt aus dem Privatleben, speziell bei Elling, hätte man nicht ganz so ausführlich behandeln müssen, aber da es der erste Band der Reihe ist, hat das durchaus seine Berechtigung. Unangenehm aufgefallen ist mir lediglich die Action-Sequenz zum Ende hin, die fand ich dann doch etwas übertrieben.

Ein lesenswerter Kriminalroman zu einen brisanten Thema, das uns zwar in die Vorwendezeit der deutsch-deutsche Geschichte zurückführt, aber dennoch bis heute, wenn man über den Tellerrand schaut, nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Erschreckend.