Rezension

positive Überraschung

Die Toten von Marnow - Holger Karsten Schmidt

Die Toten von Marnow
von Holger Karsten Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Als notorisch nach Anregungen suchender Krimileser bin ich schon beim Erscheinen auf den Roman "Die Toten von Marnow" von Holger Karsten Schmidt gestoßen, doch irgndwie haben mich Klappentext und buchbeschreibung nicht so richtig überzeugt, zumal imer wieder auf die ambivalente Haltung der beiden Protagonisten hinsichtlich der Gesetzestreue verwiesen wurde.

Nun, gut ein Dreivierteljahr später, habe ich an das Buch erinnert, das inzwischen offensichtlich verfilmt worden ist und habe es dann doch erworben, und siehe da, ich bin positiv überrascht. Es ist immer eine Gratwanderung für die Autoren, das richtige Maß zwischen dem eigentlichen fall und der Darstellung des Privatlebens der Ermittler zu wahren, zu oft ist das aus meiner Sicht schon schief gelaufen, doch dieser Roman stellt eine Ausnahme dar. Fast scheint es, dass die privaten Hintergründe von Frank Helling und Lona Mendt den Schwerpunkt des Romans ausmachen, zweier Protagonisten, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Er macht den Eindruck eines beinahe spießigen Familienvaters, sie den einer unabhängigen, selbstbewussten Frau. Doch nicht ist so wie es scheint, das gilt auch fpr den Fall, der mit dem Mord an einem Sozialhilfeempfänger beginnt.Dieser wurde zuvor gefoltert, Kinderpornos auf seinem Rechner lassen die beiden ein Rachemotiv vermuten, doch dann stellt sich heraus, dass die Pornos erst Stunden nach dem Tod aufgespielt worden sind, offensichtlich waren zwei Täter unabhängig voneinander tätig. Und es folgen weitere Morde, die alle irgendwie mit der kleinen Stadt Marnow zusammenhängen. Der notorisch klamme Elling wird dafür bestochen, die Ermittlungen im Sande verlaufen zu lassen, Mendt bekommt Besuch von einem äußerst unangenehm wirkendem LKA-Beamten. Beide verstricken sich in illegale Aktionen, aber behalten doch irgendwie das Ziel Gerechtigkeit im Auge. Gerechtigkeit für die Opfer eines Medizinskandals, der in die deutsch-deutsche Geschichte zurückreicht und fiese Machenschaften zwischen Pharmakonzernen und Staatsicherheit offenbaren. Und obwohl sich Elling und Mendt schwerer Vergehen schuldig machen, verlieren sie nicht die Sympathie des Lesers, denn irgendwie ist alles verständlich, bis hin zum eigentlich fragwürdigen Ende, in dem der Urheber zur Rechenschaft gezogen wird, obwohl ihm juristisch nichts nachweisbar ist.

Wie gesagt, ich bin positiv überrascht und würde es begrüßen, wenn mir die beiden Ermittler in einem Folgeroman erneut begegnen würden.