Rezension

brutaler Schweden-Thriller

Der Spiegelmann -

Der Spiegelmann
von Lars Kepler

Bewertet mit 3.5 Sternen

sehr brutal; aber die psychische Komponente ist gut ausgearbeitet

3,5 Sterne 

Kurz zum Inhalt:
Eine vor Jahren verschwundene Schülerin wird mitten in Stockholm auf einem Spielplatz-Klettergerüst aufgehängt gefunden.
Doch dies ist nicht das einzig verschwundene Mädchen.
Ein psychisch kranker Mann, der mit seinem Hund zur Tatzeit spazieren war, müsste die Tat gesehen haben. Doch dieser kann sich an nichts erinnern. Liegt es daran, dass die Tochter seiner Lebensgefährtin vor 5 Jahren anscheinend ertrunken ist, deren Leiche aber nie gefunden wurde?
Der Ermittler Joona Linna nimmt die Hilfe des Hypnotiseurs Erik Maria Bark in Anspruch, um die Erinnerungen des traumatisierten Zeugen Martin Nordström an die Oberfläche zu holen.

Meine Meinung:
"Der Spiegelmann" ist der 8. Teil um Kommissar Joona Linna. Für mich war es der erste, was aber kein Problem war, da jeder Fall in sich geschlossen ist. 
Nur was die privaten Belange von Joona Linna betrifft, fand ich sehr schade, dass hier nicht ein bisschen ausführlicher geschrieben wurde. Es kamen Personen vor, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte und deren Mehrwert für den Fall sich mir nicht erschlossen hat. 
In anderen Reihen ist es üblicherweise so, dass das Private der Ermittler zumindest so weit angedeutet wird, dass man sich auch ohne Kenntnis der Vorbände auskennt. Hier war es leider nicht so. Allerdings war es für die Auflösung des Falls ohne Belang.
Dass diese Thriller-Reihe dieses Autoren-Duos sehr blutig ist, war mir bekannt; aber dass es dann teilweise doch so brutal ist, war sogar mir etwas zu viel.
Das betrifft v.a. die Mädchen, die in einem einsamen Hof wohnen und dort von der Großmutter überwacht werden und unregelmäßig von Caesar besucht werden. Jede Verfehlung wird bestraft! Brrr.
Die Schreibweise ist so düster, dass man ständig das Gefühl hatte, in einem schneebedeckten Wald herumzuirren. Obwohl die Geschichte ja im Sommer spielt.
Leider war die Geschichte stellenweise etwas langatmig, man hätte das Buch ruhig etwas kürzen können.
Doch die Ausarbeitung der psychischen Komponente ist dem Autorenduo bestens gelungen!! Martins Ängste vor seinen kleinen Brüdern, die doch schon als Kleinkinder gestorben sind, hat einem die Gänsehaut auflaufen lassen. Man hatte ständig das Gefühl, dass zwei kleine Jungs einem über die Schulter schauen.
Auch das Einbeziehen des Hypnotiseurs, der wohl im ersten Band der Reihe eine große Rolle spielte, ist wunderbar gelungen, man kam sich selbst vor, als würde man hypnotisiert werden.
Ich war von der Auflösung total überrascht , weil ich lange Zeit einer falschen Fährte auf der Spur war. Das war gut gemacht. Leider konnte mich die Erklärung und der etwas überzogene Showdown am Schluss nicht so ganz überzeugen.

Fazit:
Brutaler (Psycho-)Thriller aus dem düsteren Schweden mit einer wirklich überraschenden Auflösung.