Rezension

Das Geheimnis um Angie

Das Mädchen, das unsere Herzen brach - Julian Leatherdale

Das Mädchen, das unsere Herzen brach
von Julian Leatherdale

Bewertet mit 4 Sternen

~~Die australische Fotografin Lisa kümmert sich um ihre Mutter Monika, die an Alzheimer erkrankt ist. Monika schweift oft in die Vergangenheit ab und spricht immer wieder über „das Mädchen, das allen das Herz brach“. Dies weckt Lisas Neugierde und mit dem befreundeten Historiker Luke macht sie sich daran, herauszufinden, wer Lisa war und was sich hinter der Geschichte verbirgt. Monikas Eltern besaßen das Luxushotel Palace in den Blue Mountains, wo sich sich eine Tragödie ereignet hat, die ihre Schatten bis weit in die Gegenwart wirft. Lisa taucht immer mehr in ihre eigene Familiengeschichte hinein und erfährt Dinge, die sie nicht vermutet hätte. Was wird sie mit diesem Wissen anfangen?
Julian Leatherdale hat mit seinem Buch „Das Mädchen, das unsere Herzen brach“ ein Familiengeheimnis verpackt in einen historischen Roman vorgelegt. Allein schon diese Mischung ist unwiderstehlich. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser wird in die Zeit des 1. und 2. Weltkriegs entführt und findet sich ebenso in der Gegenwart bei den Recherchen von Lisa nach ihrer Familiengeschichte wieder. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert und zeigt das Misstrauen und die Anfeindungen gegenüber den deutschen Einwanderern Australiens auf, was vielen nicht bekannt sein dürfte. Die Situation der Einwanderer und deren Versuch, sich in dieser völlig fremden Kultur zurechtzufinden, sich ein neues Leben aufzubauen, werden sehr eindringlich geschildert. Die Handlung erstreckt sich über ca. 100 Jahre von 1914 bis 2013 und gibt einen guten Einblick in die geschichtliche Entwicklung in dieser Zeit. Die häufigen Sprünge innerhalb der Zeitgeschichte machen das Lesen etwas mühsam und verlangen vom Leser höchste Konzentration. Interessant an dieser Geschichte ist vor allem die verschiedenartige Sichtweise der Ereignisse, die von unterschiedlichen Protagonisten erzählt wird. Der Leser erhält so immer mehr Informationen und kann nach und nach alle Teile des Puzzles und somit der Tragödie zusammensetzen. Das Finale des Buches birgt eine echte Überraschung, die dazu noch recht gelungen präsentiert wird.
Die Charaktere sind vielfältig und lebendig angelegt, alles wirkt sehr authentisch und lebensecht. Lisa ist eine sympathische junge Frau, die sich sehr für die Familiengeschichte interessiert. Sie unterstützt ihre kranke Mutter, denn viel Zeit bleibt ihnen beiden nicht mehr, bis die Mutter sie nicht mehr erkennt. Adam Fox ist ein Patriarch mit sehr harter und konsequenter Hand, unter der die gesamte Familie zu leiden hatte. Bei dem Ziel, etwas im Leben zu erreichen, wird er immer unnachgiebiger, aber auch die Anfeindungen, denen die Familie ausgesetzt ist, machen die Lage nicht leichter und lässt leicht verbittern.
„Das Mädchen, das unsere Herzen brach“ ist kein Roman zum Zwischendurchlesen, sondern fordert die ganze Aufmerksamkeit. Ein gelungenes historisches Familienepos, das sowohl durch den geschichtlichen Hintergrund als auch durch die wunderbar erzählte Handlung zu überzeugen weiß. Für alle Leser, die gern Geheimnissen auf die Spur kommen und sich für fremde Länder und deren Hintergründe interessieren, ist dieses Buch eine gute Unterhaltung. Absolute Leseempfehlung!