Rezension

Schicksalhafte Familiengeschichte

Das Mädchen, das unsere Herzen brach - Julian Leatherdale

Das Mädchen, das unsere Herzen brach
von Julian Leatherdale

Bewertet mit 4 Sternen

Robbie Fox feiert im Sommer 1914 seinen dreizehnten Geburtstag. Seinen Eltern gehört das legendäre Hotel "The Palace", das majestätisch auf Klippen im australischen Busch steht. Zu seinem Geburtstag erwartet Robbie ein große Anzahl an Gästen. Nur Angie, seine elfjährige Freundin, hat keine Einladung erhalten. Sie ist darüber schrecklich wütend, denn sie schwärmt sehr für das Hotel und ihren Freund Robbie. An diesem Tag geschieht etwas so Schreckliches, dass sich das legendäre Palace Hotel in einen Palast der Tränen verwandelt.

Einhundert Jahre später droht die erfolgreiche Schriftstellerin Monika alles zu vergessen. Ihre Alzheimer-Erkrankung schreitet mit riesigen Schritten voran. Sie scheint sich allerdings noch immer zu fragen, was vor Jahren mit Angie geschah. Das Schicksal dieser Frau scheint ihr immens wichtig zu sein und deshalb beginnt ihre Tochter Lisa nachzuforschen was damals geschah. Dabei stößt sie auf ein bewegendes Familienschicksal...

Die australische Familiengeschichte wird aus wechselnden Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Es gibt einen aktuellen Handlungsstrang, in dem man Lisa dabei beobachtet, wie sie die Puzzleteile ihrer Familiengeschichte zusammensucht und dadurch langsam dem Geheimnis, was aus Angie geworden ist, auf die Spur kommt. Außerdem gibt es viele Rückblicke in die Vergangenheit, sodass man nach und nach einen guten Eindruck vom Leben im Palace und all seinen Bewohnern bekommt.

Da man am Anfang der Kapitel durch eine Überschrift erfährt, welche Figur im Mittelpunkt der folgenden Handlung steht und Auskunft über den Handlungsort und die jeweilige Jahreszahl erhält, fällt es relativ leicht, die Übersicht über die verschiedenen Handlungsstränge zu behalten. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, sodass man sich problemlos auf die Erzählung einlassen kann. Julian Leatherdale beschreibt die Handlungsorte und Protagonisten außerdem so lebendig, dass man sie beim Lesen sofort vor Augen hat. Damit ist der Grundstein für ein paar wunderschöne Lesestunden bereits früh gelegt. Die Geschichte ist durchgehend interessant. Historische Begebenheiten, wie z.B. der Hass, dem australische Bewohner mit deutschen Wurzeln während der Kriegszeiten ausgesetzt waren, sorgen außerdem dafür, dass man das Leben im damaligen Australien mit ganz anderen Augen betrachtet. Doch auch sonst hat das Palace-Hotel einige Geschichten zu bieten, die das Buch zu einem echten Pageturner machen. Das Ende kann übrigens mit einer ganz besonders überraschenden Wendung punkten.

Ich habe mich beim Lesen dieser australischen Familiengeschichte sehr gut unterhalten und mochte das Buch nur ungern aus der Hand legen. Denn die Erzählung hat mich durchgehend gefesselt. Allerdings muss ich zugeben, dass  mich die ähnlichen Namen, von denen es in der Geschichte einige gibt, manchmal ein wenig ins Schwitzen gebracht haben, sodass ich dann kurz überlegen musste, wer das nun eigentlich ist und in welchem Verhältnis die Person zu den anderen Akteuren steht. Namen, die nicht ganz so ähnlich klingen, bzw. ein Personenregister, wären da sicher ein wenig hilfreicher gewesen. Dennoch hat mir der australische Schmöker sehr gut gefallen und wird mir lange im Gedächtnis bleiben.