Rezension

Das Leben einer Mado Kaaris

Mado -

Mado
von Wolfgang Franssen

Bewertet mit 4 Sternen

Zu Beginn verwirrend. Und doch vom Erzählstil interessant, sprachgewaltig und schwer aus der Hand zu legen.

Mado kommt aus Paris zurück in "den Schoss der Familie". Doch auf Begeisterung stösst dies nicht unbedingt. Denn ihre Familie kennt nur Lügen, Drogen, Gewalt und die Kriminalität. Mado ist unruhig und hat keinerlei Sicherheiten im Leben. Aber ist dieses Leben ihr wirklich vorbestimmt? Oder kann sie selbst was ändern?

"Es war zum Verrücktwerden. Das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu gehören. Jemand anders geworden zu sein. Wann war das passiert? Warum hatte die das zugelassen? Es war doch alles so klar gewesen. Sie war die Gute." (Seite 159)

"Mado" von Wolfgang Franßen wird nicht überall auf Liebe und Zustimmung stossen. Zugegeben war ich am Anfang auch eher verwirrt, wird man doch in Mado ihr Leben hineingeworfen und muss sich zurecht finden. Gleichzeitig macht dies, für mich, den Reiz aus. Denn auch Mado muss sich in ihrem Leben zurecht finden. 

Trotz der Verwirrung hat mich der Schreibstil gepackt. Direkt, ungeschönt und realistisch fliegen uns die Lebensumstände von Mado um die Ohren. Mir fiel es schwer das Buch aus der Hand zu legen.

Mit Mado bin ich immer im Zwist gewesen. Auf der einen Seite hatte ich Verständnis für sie, dann gingen mir ihre Lauben tierisch auf den Nerv. Selten habe ich so eine unruhige Protagonistin erlebt.

Mado haut aus Paris an und kehrt zu ihrer Mutter, Grossmutter und jüngeren Schwester zurück. Natürlich wird sie mit Spott und Hohn überschüttet, wollte sie es doch ohne ihre Familie schaffen. Doch Mado steckt zu tief in diesem Sumpf der Familie Kaaris drin. Das wird beim lesen sehr schnell klar. Liebe, Verständnis oder Zusammenhalt sind hier Fehlanzeige, jeder steht für sich alleine.

Kann man sich aus diesen Familienbanden lösen und ein eigenes, neues Leben beginnen? Wo fängt die Verantwortung der Familie an, wo hört sie auf? Gewisse Dinge und Milieus lassen sich nur sehr schwer abschütteln, das erleben wir mit Mado sehr direkt und ungeschönt.

Der Autor steigt gar nicht auf die vielen Umstände, was falsch läuft, ein. Er zeichnet das Bild aus dem Stand, mit ständig neuen Situationen und Herausforderungen. Was Mado belastet wird angedeutet, ist zu verstehen, nimmt mit, ließ mich, als Leserin, nicht kalt.

Gerade weil das Buch vom Schreib - und Erzählstil so anders ist wird es für viele wenig Verständnis aufbringen. Für mich ist es was Neues und gerade trotzdem so gut.