Rezension

Was will uns das Buch vermitteln?

Mado -

Mado
von Wolfgang Franssen

Selten ist mir ein Buchrückseitentext (die Klappe sagt schon mehr aus) so unpassend und verquer wie bei diesem Buch begegnet. Er muss hier genannt werden und wird später noch auseinandergenommen: "Schluss mit allen Romy Schneiders dieser Welt. Dieser - angesichts von MeToo und Cancel Culture - unkorrekte Roman...". Ja, was erzählt dieser "unkorrekte Roman" denn nun? Er erzählt von einer Mitte 20-jährigen Französin, die schon auf den ersten paar Seiten ihren gewalttätigen Freund erschlägt, in die Heimat flieht, nur um dort in ein alt bekanntes Milieu aus Misogynie, Kriminalität und Drogen einzutauchen und sich letztlich zu verlieren. Zwischendrin gibt es viel Gewalt und Ausbruchsversuche.

 

Eine richtige inhaltliche Quintessenz, eine Aussage des Romans, lässt sich hier leider überhaupt nicht aus diesem überlangen Text herausdestillieren. Der Roman ist zwar flüssig geschrieben und liest sich durch kurze Kapitel technisch schnell runter. Inhaltlich ist er jedoch massiv langatmig und zirkuliert immer wieder um die Ausbruchsversuche aus alten Verhaltensmustern und gleichzeitig wieder Verfallen in ebendiese einer emotional instabilen Person (Mado). Scheinbar versucht der Autor ein Milieu zu skizzieren, in dem sich frauenverachtendes Verhalten ausbreiten kann und die (scheinbar?) einzige Lösung in steinharten Frauen, die willens sind, selbst Gewalt anzuwenden, besteht. Sprachlich wird auch immer wieder (zu Zwecken der Provokation?) Sprache unter der Gürtellinie ausgepackt, ohne sie zu verorten. In der Mitte des Buches zieht sich das Buch so stark und es geht nur noch um durch Gewalteinsatz Verstorbene, dass ich kurz davor war, es abzubrechen. Es wirkt in diesen Abschnitten eher wie ein verkappter Thriller.

 

Nun zurück zum bewerbenden Text auf der Rückseite des Buches: Den Satz um Romy Schneider verstehe ich einfach nicht. Tut mir leid. Was dann auch noch MeToo dort zu suchen hat (okay, Macht und Missbrauch gegenüber Frauen ist ein Thema) aber dann auch noch zusammenhangslos "Cancel Culture" in den Ring geworfen wird, ist unklar. Es ergibt einfach keinen Sinn. Ist Blödsinn. Ich zitiere hier mal einen Artikel des NDR, der eine gute Definition liefert: ""Cancel Culture" bezeichnet den Versuch, ein vermeintliches Fehlverhalten, beleidigende oder diskriminierende Aussagen oder Handlungen - häufig von Prominenten - öffentlich zu ächten. Es wird zu einem generellen Boykott dieser Personen aufgerufen."* Das hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem vorliegenden Buch zu tun. Allein, wenn ich dies schreibe, tendiere ich schon wieder zu nur einer 1-Sterne-Bewertung. Belasse es aber bei den zwei Sternen, einfach nur, weil das Buch flüssig geschrieben ist. (Ein leidliches Argument, ich weiß.)

 

Also auch wenn das Buch keine Quintessenz/Aussage/Fazit aufweist, so doch meine Rezension: Nicht lesenwert. Punkt.

 

* Quelle: https://www.ndr.de/kultur/kulturdebatte/Cancel-Culture-Was-ist-das-eigen...