Rezension

Der Schinder // Nadine d'Arachart & Sarah Wedler

Der Schinder
von Nadine d'Arachart Sarah Wedler

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hab ich es mit deutschen Krimis und Thrillers meist nicht so. Doch ab und an gibt es da ein helles Licht am Autorenhimmel. Und in diesem Fall sind es sogar zwei Lichter, in Form von Nadine d’Arachart und Sarah Wedler. Zwei junge Ladies, bei denen man eine solche Blutrünstigkeit gar nicht erwartet. Denn für Menschen mit schwachen Nerven und nervösen Mägen ist dieses Buch ganz sicher nichts.

Daria Storm kann es nicht glauben, als sie zu ihrem neusten Tatort gerufen wird. Nachdem ein abgetrennter Arm gefunden wurde, der die Polizei direkt zu einer Leiche führt, wird schnell klar, wessen Opfer dort gefunden wurde. Denn es gibt in Berlin nur einen, der seinen Opfern die Haut bei lebendigem Leibe abzieht, bevor er sie tötet – der Schinder. Der Mörder war vor gut zwei Jahren sehr aktiv und verschwand nach einem misslungenen Angriff spurlos von der Bildfläche. Bei seiner letzten Tat vor zwei Jahren hatte der Schinder versucht, Maxim Winterberg, einen Experten für mitteralterliche Foltermethoden, zu häuten und zu töten. Doch der Wissenschaftler konnte sich befreien und leidet seither unter Amnesie. Bisher dachten er und die Polizei, der Schinder sei nicht mehr aktiv.

Doch nun tauchen wieder tote Menschen auf, allerdings sind diese bereits seit längerer Zeit tot. Hat der Schinder diese Menschen schon getötet, bevor er „sich zur Ruhe gesetzt“ hatte? Und warum tauchen sie jetzt plötzlich überall in Berlin wieder auf? Daria ist von Anfang an klar, dass, wenn sie den Täter schnappen will, auf Maxim Winterberg angewiesen ist. Doch der lebt zwischenzeitlich abgeschottet an der Ostsee und scheint gar nicht bereit zu sein, der Polizei auch dieses Mal zu helfen.

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler schmeißen ihre Leser praktisch mitten in die Geschichte hinein. Die ersten Morde des Schinders liegen zu Beginn des Buches bereits zwei Jahre zurück. Die Autorinnen führen den Leser allerdings geschickt an die Story heran und liefern gut gestreut die Informationen, die man braucht. Schleichend lernt man die Charaktere kennen, ohne dass es zu aufgesetzt scheint. Langsam rutscht man immer tiefer in das Buch hinein und plötzlich kann man es einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Meine kleinen Anfangsschwierigkeiten hatte ich mit der Protagonistin Daria Storm. Die Alleinerziehende geht voll in ihrem Beruf auf, muss sich dafür auch vor der Familie rechtfertigen und trotzdem merkt man ihr ihre Liebe zu Töchterlein Kristin an. Trotz dieser kleinen Details kam sie mir über das ganze Buch hinweg sehr distanziert und kalt vor. Ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, als würde man nicht so recht an sie rankommt. Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass genau dieser Eindruck beim Leser erweckt werden sollte, da Daria auch ihren Mitmenschen gegenüber nur selten Gefühle zeigen will.

Wirklich gut gezeichnet war auch Maxim Winterberg. Der Folterexperte hat keine Erinnerungen mehr an sein Leben vor dem Überfall. Er kennt seine Frau nicht mehr, kann sich nicht an wichtige Ereignisse erinnern. Lediglich sein Wissen rund um seinen Beruf ist ihm geblieben. Und daher kennt man Maxim genauso wenig, wie er sich selbst kennt. Das war wirklich richtig spannend, da man unterschwellig die ganze Zeit das Gefühl vermittelt bekommt, dass da noch irgendwo ein Geheimnis schlummert.

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler beweisen mit Der Schinder, dass sie wirklich Talent zum Schreiben haben. Ich stelle es mir immer unglaublich schwer vor, zu zweit an einem Buch zu arbeiten. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und Wünsche. Dies merkt man dem Schreibstil allerdings nicht an. Dieser ist geradezu harmonisch, lässt sich flüssig lesen und das ganze Ding ist eine recht runde Sache.

Zum Ende hin wird es nochmal richtig spannend!!! Fast unbewusst hat sich ein Spannungsbogen aufgebaut, der völlig unerwartet auf den Höhepunkt zusteuert. Da war man kurz vorher zwar noch mitten drin in der Handlung, rechnet aber zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch gar nicht mit einer Wendung. Aber genau das fesselt einen dann dermaßen, dass man das Buch einfach nicht mehr weglegen kann, bevor man es zu Ende gelesen hat.

Ihr seid auf der Suche nach einem brutalen, spannenden und fesselndem Thriller mit einem guten Plot und einzigartigen Charakteren? Dann solltet ihr dem Schinder eine Chance geben, euch in eine düstere Welt zu entführen. Die Autorinnen zeigen großes Potenzial mit ihrer Geschichte und nun freue ich mich sehr darüber, dass ich Band 2 der Reihe schon griffbereit im Regal liegen habe. Denn so wie der Klappentext verspricht, wird es wieder spannend.

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen

Vielen Dank an die Autorinnen für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars