Rezension

Der Verlust der Unschuld

Ich stelle mich schlafend
von Deniz Ohde

Bewertet mit 3 Sternen

Yasemin verliebt sich als Teenager in Vito, der auch Jahrzehnte später noch eine große Anziehung auf sie auswirkt. Dazwischen ist sie in Behandlung einer körperlichen Fehlstellung nach einem Sturz vom Pferd und baut sich ihr eigenes Leben auf.

Mir gefiel die Darstellung kindlicher Fantasie, die Yasemin beim Spielen mit der Freundin oder beim Heraufbeschwören des Geliebten an den Tag legt. Und ich habe einige Stellen markiert, die mich durch eine poetische Sprache oder ihre humorvolle Art begeisterten. 

Doch in erster Linie geht es in diesem Buch um Scham nach dem Verlust ihrer Unschuld, um ein Minderwertigkeitsgefühl der Protagonistin nach dem Missbrauch durch andere. „War Yasemins Wille gebrochen oder nur gebeugt? Eine Mikrowellenstrahlung, die in ihr Leben hineinragte wie der Nachhall eines Urknalls.“ 

So wichtig ich dieses Thema empfinde, so unzufrieden macht mich die Umsetzung in diesem Buch. Ich habe mir eine Reaktion gewünscht, zu sehen, wie sich Yasemin in ihrem Leben weiterentwickelt. Stattdessen gibt es unzählige Exkurse, die von den Gefühlen der Hauptfigur ablenken. So fehlt mir der Nachhall, der diesen Roman für mich zu einem besonderen machen würde.