Rezension

Deutschland in der Nachkriegszeit

Café Engel - Marie Lamballe

Café Engel
von Marie Lamballe

Bewertet mit 3 Sternen

Wiesbaden, Frühjahr 1945. Hilde und ihre Mutter Else Koch bangen um ihr Leben. Ein Bombenregen geht über Wiesbaden nieder. Sie überleben. Aber hat auch ihr Café Engel die Bomben überstanden? Ja! Nun müssen die beiden Frauen es nur wieder zum Laufen bringen! Ob sie es schaffen aus dem Café Engel wieder ein florierendes Künstlercafé zu machen?

 

Der Schreibstil dieses Romans ist sehr einfach. Dennoch kam ich nur recht langsam voran. An was dies gelegen hat kann ich nicht festmachen. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Ein Kapitel umfasst meist gute zehn Seiten. So dass ein Erzählstrang voranschreiten kann, man allerdings doch nicht so richtig in die Person und ihre Sicht eintauchen kann. Zusätzlich kam hinzu, dass ich mich mit den Charakteren nicht identifizieren konnte und sie mir die gesamte Handlung hinweg (immerhin knapp 600 Seiten) fremd und fern bleiben. Zunächst waren mir wenigstens Hilde und Luisa sympathisch, doch ab der Mitte des Buches gingen mir alle fünf erzählenden Charaktere auf die Nerven. Neben Heinz, der immer noch in seiner Künstlerwelt festhängt, war dies vor allem Julia, sie scheint naiv und unbelehrbar, fast schon dumm. Aus welchen Gründen, kann ich hier nicht schreiben, da ich sonst spoilern würde. Hilde und Else sind sehr starke Frauen. Sie stehen definitiv ihren Mann. Im Prolog wird durch eine Aussage von Hilde schon klar, dass Else schon immer die Hosen anhatte. Dennoch repräsentieren die beiden die starken Frauen, die die Heimat am Leben gehalten haben, während die Männer an der Front waren. Natürlich hatten die beiden auch etwas Glück. Hätten sie nicht so gute Verbindungen zu den amerikanischen Soldaten, wäre die Versorgung sicherlich nicht so gut! Auch Luisa fand ich anfangs sehr beeindruckend. Auf der Flucht ist sie die Erwachsene und es gelingt ihr gut. Auch diese Erzählungen, die neu für mich waren, wirkten sehr authentisch.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Atmosphäre, vor allem am Anfang des Buches, denn sie kommt sehr gut rüber! Im Prolog hat man selbst das Gefühl im Café Engel zu sitzen und dem Trubel zu folgen. Auch während Heinz‘ Zeit in Gefangenschaft, erhält der Leser einen sehr authentischen Einblick in die Situation in den Lagern. So etwas habe ich bisher noch nicht gelesen, so war es noch einmal zusätzlich interessant.

Was mich sehr gestört hat: immer wieder kommen Probleme oder Streitigkeiten auf, dann gibt es einen Perspektivwechsel und sobald die Handlung wieder zurück ist, ist das Problem gelöst, es gibt keine Streitigkeiten mehr und so weiter. Das fand ich teilweise nicht nachvollziehbar und ich hatte das Gefühl mir fehlen Informationen. Irgendwie angefangen, aber nicht beendet. Schade. Denn Platz genug ist in der Geschichte ja, man müsste sich eben auf ein paar Sachverhalte fokussieren.  

Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich mit einer Geschichte gerechnet, in der Hilde und Luisa sehr schnell auf einander treffen und nicht erst im letzten Drittel. Das fand ich sehr schade, denn so zog sich die Geschichte etwas. Auch wenn die bisherigen Schilderungen sehr interessant waren. Beispielsweise Luisas Flucht. Hätte aber auch kürzer sein können.

Gut gefällt mit, dass das Buch – obwohl es eine Trilogie wird – in sich geschlossen ist. Dieser Band endet 1945 und der nächste Band startet im Jahr 1951. Ich persönlich werde wohl mit diesem Band die Trilogie schon beenden, da mir die Charaktere einfach nicht zugesagt haben. Es gibt mittlerweile einige Trilogien, die in ähnlichen Zeiten spielen und mir besser gefallen.

Ich vergebe drei von fünf Sternen. Da mir die Geschichte an sich gefällt, nur die Charaktere nicht meins sind und mir ein bisschen der rote Faden und die Nachvollziehbarkeit fehlt.