Rezension

Die Gewalt der Rache

In Zeiten des Tulpenwahns -

In Zeiten des Tulpenwahns
von Susanne Thomas

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wie gern wollte er den Moment festhalten, mit all den kleinen unscheinbaren Details. Doch er wusste, dass er dies nicht durfte. Um ihretwillen nicht. Er stand am Ende seines Lebens, sie am Anfang. Der gemeinsame Weg, der ihm noch blieb, war nicht mehr lang...“

 

Diese Gedanken kommen Nicolaes beim Betrachten seiner 16jährigen Tochter Margriet. Das Mädchen war 2 Jahre alt, als sie bei einem Brand ihre Mutter verlor. Mittlerweile ist sie zu einer Schönheit erblüht. Das aber weiß sie nicht.

Wir befinden uns in Haarlem anno 1630. Nicolaes arbeitet als Gärtner bei einem Grafen. In seiner Freizeit züchtet er Tulpen, um sich an ihnen zu erfreuen.

Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt zu den in weiten Teilen sehr ernstem Buch. Ab und an wirkt er wie die Beschreibung eines Gemäldes. Dann lässt die Autorin die Handlung für einen Moment ruhen und beschreibt wie bei einem Bild, was sich vor Augen befindet.

 

„...Wenige Pinselstriche vermögen die Szene zu beschreiben. Ein alter Mann und eine junge Frau am Abendbrottisch. Die letzten Sonnenstrahlen dringen von der linken Seite durch das Butzenglasfenster und tauchen die Szene in ein warmes, goldenes Licht...“

 

Nicolaes ist das, was man einen rechtschaffenen Mann nennen würde. Er redet nicht viel. Er macht seine Arbeit und setzt sich nötigenfalls auch für andere ein. Selbst sein Dienstherr kann ihn nicht dazu bewegen, ihm eine Tulpe zu verkaufen.

 

„...Ich verstehe deine Leidenschaft, Nicolaes. Du hast einen Sinn für das Schöne. Das verträgt sich nicht mit der Gier nach Geld, die sich allenthalben antreffen lässt...“

 

Es gibt zwei Schlüsselszenen im Buch, die verantwortlich dafür sind, was später geschieht. Zu unterschiedlichen Zeiten begeistern sich zwei Männer an Margriets Schönheit. Beim ersten macht ihr das Angst. Behütet und beschützt aufgewachsen, ist sie noch nicht reif für eine Beziehung.

Dem zweiten 7 Jahre später öffnet sie sich auch nur behutsam. Hier ist es der Standesunterschied, der sie abhält. Doch wer einen Titel hat, muss nicht auch Geld haben. Und sein Vater braucht dringend Geld. Um seiner Tochter die Hochzeit zu ermöglichen, steigt Nicolaes in den Tulpenhandel ein. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf.

Sehr deutlich wird dargestellt, wie die Handelsblase wächst, um dann rasant in sich zusammenfallen. Es geht nicht mehr um Tulpen, nur noch um Gewinn. Um zu überleben, muss man nicht nur gierig, sondern auch skrupellos sein. Das aber ist Nicolaes nicht. Außerdem ahnt er nicht, dass er einen Feind hat, der seinen Untergang will. Zwar gilt die Rache nicht in erster Linie ihm, aber er wird eines der Opfer. Sein einstiger guter Wille erweist sich als fatal. Rache und Gier sind eine unheilige Allianz eingegangen, um alter Verletzungen willen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.