Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

In Zeiten des Tulpenwahns -

In Zeiten des Tulpenwahns
von Susanne Thomas

Bewertet mit 5 Sternen

Susanne Thomas entführt uns in das Haarlem des 17. Jahrhunderts.

 

Nachdem er seine Frau bei einem Brand verloren und selbst eine entstellende Brandwunde davon getragen hat, bleiben dem talentierten Gärtner Nicolaes Verbeeck nur die Liebe zu seiner Tochter Margriet und jene zu seiner Tulpenzucht. Während viele seiner Landsleute Tulpen um des schnöden Mammons wegen züchten und die Zwiebel zu Höchstpreisen verkaufen, erfreut sich Nicolaes an der Schönheit der Pflanzen. Selbst sein Dienstherr kann ihn nicht dazu bewegen, ihm eine Tulpe zu verkaufen.

 

„...Ich verstehe deine Leidenschaft, Nicolaes. Du hast einen Sinn für das Schöne. Das verträgt sich nicht mit der Gier nach Geld, die sich allenthalben antreffen lässt...“

 

Erst als er für seine Tochter eine hohe Mitgift aufbringen soll, lässt er sich auf die Spekulationen mit den Tulpenzwiebeln ein. Denn Margriet liebt den adeligen Frans, was zu dieser Zeit aufgrund des Standesunterschieds keine mögliche Verbindung ist. Es sei denn, dass die Mitgift der Frau, die Geldnöte des Adeligen beseitigt und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

 

Meine Meinung:

 

Dieser historische Roman, der sehr stimmig und wortgewaltig daherkommt, zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Gesellschaft. Man heiratet nur innerhalb seines Standes und Fremde werden scheel angesehen.

 

Nicolaes Verbeeck ist ein aufrechter und rechtschaffener Mann. Interessant ist, dass er alleinerziehender Vater ist. Dass er um seine Frau trauert, ist verständlich, aber dass er in Zeiten, in denen man Versorgungs- und Zweckehen eingeht, sich keine andere Frau nimmt, ist schon sehr ungewöhnlich.

 

Lange wehrt er sich gegen den Tulpenwahn. Dass ausgerechnet er dem Betrug und die Spekulation mit den Tulpenzwiebeln zum Opfer fällt, ist eine Ironie des Schicksals. Nicolaes Verbeeck hat einen erbitterten Feind, der im Verborgenen die Fäden zieht. Sein Motiv scheint auf den ersten Blick nicht erkennbar.

 

Die Autorin hat penibel recherchiert, um die Spekulationsblase mit den Tulpen authentisch darzustellen. Ich habe zu diesem Thema schon mehrere Bücher gelesen.

 

Diese Form des Handels - heute nennt man es Termingeschäft, bei dem ein Käufer verspricht, an einem festgelegten Tag in der Zukunft einen vorher bestimmten Preis für eine Ware zu bezahlen – ist nicht neu in Holland. Der Getreidehandel mit dem Baltikum wird seit etwa 1550 so geführt. Auch Waren wie Heringe oder Gewürze sind bereits verkauft, noch ehe sie die Niederlande erreichen.

 

Die Tulpenmanie und der Zusammenbruch des Marktes: Die Zeitgenossen sehen darin eine Warnung. Sie ist ein Lehrstück über die Falschheit und Vergänglichkeit irdischer Güter. Das Vertrauen in den Handel ist zeitweise gestört, doch dann nehmen Gier nach Reichtum wieder überhand und die nächste Blase wartet schon. Wie kann es sein, dass eine einfache Tulpe wertvoller ist als Gold?

 

Fazit:

 

Ein fesselnder historischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe.