Rezension

die Macht der Frauen

Die Perserinnen -

Die Perserinnen
von Sanam Mahloudji

Bewertet mit 3 Sternen

„...Du solltest überhaupt weniger reden, Auntie. Das wäre das Beste. Und vielleicht fragst du dich mal, warum du das Bedürfnis hast, überall, wo du hinkommst, eine Szene zu machen. Offenbar ist es deine größte Angst, nicht ununterbrochen im Mittelpunkt zu stehen...“

 

Diese Worte sagt Bita fast am Ende des Buches zu ihrer Tante Shirin. Zuvor war eine Menge passiert oder auch nicht, ganz wie man es sieht.

Die Autorin erzählt die Geschichte iranische Frauen. Obwohl der Schriftstil gut ausgearbeitet ist, konnte mich das Buch nicht packen. Das liegt zum einen daran, dass mir ein Teil der Protagonisten unsympathisch sind. Sie ruhen sich auf ihrer angeblich glorreichen Vergangenheit aus. Zum anderen sind mir manche Stellen zu ausschweifend.

Die Geschichte wird aus der Sicht unterschiedlicher Frauen erzählt. Die Männer spielen im Buch eher eine marginale Rolle.

Nach der Revolution sind Shirin und Sima nach Amerika geflohen. Ihre Mutter Elizabeth ist mit der Enkeltochter Niaz im Iran geblieben. Die Familie ist unermesslich reich. Einer ihrer Vorfahren hatte einst im Iran das Sagen, Im Verlaufe der Handlung wird allerdings deutlich, dass an den Händen des Hochgelobten eine Menge Blut klebt.

Die Geschichte beginnt damit, dass Shirin wegen Prostitution ins Gefängnis kommt. Zwar gelingt es, sie gegen Kaution freizubekommen, doch auf sie wartet ein Prozess. Mit diesem Prozess endet das Buch, allerdings ohne dass ich das Urteil erfahre.

Dazwischen wird von den unterschiedlichen Protagonistinnen die Vergangenheit erzählt und aufgearbeitet. Dazu gehört auch Sima obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebt.

 

„...Jetzt, in Amerika hatten wir nur noch Geld. Es interessierte niemand, wer dein Urgroßvater ist, wenn sie nicht einmal deinen Namen aussprechen können...“

 

Bita bringt es auf den Punkt. Das Geld aber führt zu einem seichten Leben. Typische Vertreterin ist Shirin, die durch ihre Exzesse auffällt. Nichts scheint für sie Wert zu haben, nichts ist ihr wichtig. Außerdem ist sie beratungsresistent. Aus Kindheit und Jugend hatte sie mitbekommen:

 

„...Wenn du einen guten Körper hast, stelle ihn zur Schau, aber vorsichtig. Mach dir deine Sinnlichkeit zunutze, aber nur, um dich durchzusetzen, um zu bekommen, was du willst...“

 

Bita studiert Jura. Sie lebt mit einer Frau zusammen. Aus meiner Sicht ist sie die einzige, die sich wirklich fragt, was sie ist und was sie will.

Durch Niaz lerne ich das Leben im heutigen Iran kennen. Hier spielen auch Veränderungen im Laufe der Zeit eine Rolle. Wie oft in Diktaturen gibt es ein öffentliches Leben und eins im Verborgenen.

Sima war für mich zu Beginn eine Rebellin. Doch nach ihrer Flucht in die USA zieht sie sich ins Private zurück. Ihre Gedanken sind vielschichtig.

 

„...Nur weil man ausgesorgt hat, lebt man nicht sorgenfrei, nicht weniger trostlos, zumindest nicht, wenn man ein bisschen was im Kopf hat...“

 

Eines wird von Seite zu Seite deutlicher. Einen Zusammenhalt in der Familie gibt es nicht. Bestenfalls hat sich die jüngere Generation an alte Verhaltensmuster anzupassen, so wenn Bita ihr Leben umstrukturieren muss, weil ihre Tante Shirin bei ihr einzieht und genau weiß, was sie in der Wohnung zu beanspruchen gedenkt.

Nach und nach kommt auch ein altes Familiengeheimnis zutage.

Das Debüt bietet eine Menge an interessanten Einblicken.