Rezension

Von Schein und Sein

Die Perserinnen -

Die Perserinnen
von Sanam Mahloudji

Bewertet mit 3 Sternen

Sie sind speziell, die Perserinnen, die Frauen der Familie Valiat, die in Amerika leben, seitdem im Iran das Regime gewechselt hat. Sie waren zur Zeit des Schahs die Oberschicht, privilegiert, snobistisch, elitär. Jetzt sind sie nur noch snobistisch und versuchen so zu tun, als wäre nichts.

Jede Einzelne erzählt aus ihrem Leben und von ihrer Familie. Wie sie zueinander stehen, variiert, je nach Erzählerin. Und wie sie sich in Amerika eingerichtet haben, variiert auch.

Ihre Geschichten drehen sich viel um Schein und Sein. Als sich Elisabeth als junges Mädchen in den Chauffeurssohn verliebte, war die Beziehung unstandesgemäß und konnte nur heimlich gelebt werden. Wer ist eigentlich der Vater ihrer Töchter?

Shirin ist in Amerika eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihre Anzeige wegen Prostitution kann nur ein Scherz sein. Und Nias musste im Iran bleiben, hat sich aber schnell zur Drogenexpertin entwickelt.

Sie führen alle irgendein Doppelleben, zeigen der Welt das Gesicht, das sie sehen möchte und denken sich ihren Teil. Genau den erzählen sie aber uns in einer gnadenlosen Offenheit. Plötzlich nehmen sie kein Blatt mehr vor den Mund und lästern und kriteln und schmeißen uns ihren ganzen Frust vor die Füße. Wie sie sich hier präsentieren, ist ganz weit entfernt von dem Ideal einer braven muslimischen Frau. Diese Frauen sind Hyänen, nehmen sich, was sie wollen und heucheln Sanftmut.

Grundsätzlich bekommt man die tragische Geschichte einer Familie erzählt, die zwischen zwei Kulturen im Niemandsland lebt. Es könnte hoch interessant sein, leider habe ich viel zu wenig verstanden.

Das Hörbuch wird wirklich toll von verschiedenen Sprecherinnen gelesen, nur gibt es kaum Orientierungshilfen. Es wechseln ständig die Erzählerinnen, die Zeit und der Ort und man bekommt nur selten Hinweise. Dieses Buch muss man wahrscheinlich lieber lesen als hören.

Am Ende habe ich das Gefühl, eine ganz besondere Flüchtlingskultur kennengelernt zu haben, allerdings hält sich mein Mitleid in Grenzen.