Rezension

Die Nacht, in der Lenin starb...

Die Leben der Elena Silber - Alexander Osang

Die Leben der Elena Silber
von Alexander Osang

Jelenas Leben erleidet schon in frühen Jahren einen schweren Schicksalsschlag. Im Alter von 2 Jahren muss sie den Verlust ihres Vaters hinnehmen, der für die Russische Revolution einstand und dies mit seinem Leben bezahlen musste. In der Folge führt Jelena unter ihrem gewalttätigen Stiefvater ein schweres Leben und nutzt mit der Heirat eines deutschen Industriellen die Chance ihrer Welt zu entfliehen. Aber auch ihr neuer Lebensabschnitt besteht nicht nur aus rosigen Zeiten, nach der Geburt ihrer fünf Töchter verliert sie in den Wirren der Nachkriegszeit ihren Mann und muss sich nun allein durchs Leben schlagen...
Der Autor Alexander Osang hat mit "Die Leben der Elena Silber" aus meiner Sicht einen gewaltigen Familienepos geschrieben, der den Leser durch das bewegende Leben der Hauptprotagonistin Elena Silber führt. Er erzählt die Geschichte in einem bildreichen und sehr ansprechenden Schreibstil, der mich immer wieder in die spannende Vergangenheit entführte, aber beim Lesen auch die volle Aufmerk-samkeit einforderte. Die Hauptprotagonistin Elena Silber wird sehr interessant charakterisiert und ihr Schicksal wird vom Autor aus zwei Perspektiven aufgearbeitet. Neben den zeitlichen Rückblicken macht sich in der Gegenwart auch ihr Enkelsohn Konstantin auf die Suche nach seinen eigenen Wurzeln. Als zweiter wichtiger Protagonist in diesem Roman sucht er als Filmemacher nach einem passenden Thema und gleichzeitig nach dem Sinn seines ins Wanken geratenen Lebens. Auf diesem Grundgerüst baut Alexander Osang eine komplexe Geschichte auf, die ihre Stärken für mich klar in den zeitlichen Rückblicken hat. Die Gegenwartbetrachtungen kamen mir ein wenig langatmig vor, was den Gesamteindruck dieses Buches etwas schmälerte.
Insgesamt ist "Die Leben der Elena Silber" eine mehr als gelungene und ergreifende Familienchronik, die mich in die russische Historie entführte und für einige fesselnde Lesestunden sorgte. Ich empfehle daher diesen immer gut recherchiert wirkenden Roman gerne weiter und bewerte das Buch aufgrund der Abstriche in den Gegenwarts-betrachtungen mit immer noch sehr guten vier von fünf Sternen.