Rezension

Die Protagonistin macht alles platt!

DUMPLIN' - Julie Murphy

DUMPLIN'
von Julie Murphy

Bewertet mit 2 Sternen

Anmerkung: Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen. Danke dafür.

 

Stil:

Die Geschichte wird aus der Sicht unserer Protagonistin Willowdean erzählt. Der Schreibstil ist leicht & relativ schnell lesbar. Es passt zum Contemporary Genre.

Charaktere:

Die Nebencharaktere waren alle okay. Manche waren sogar recht vielversprechend, wie die übergewichtige Millie. Nur leider hatten sie halt so wenig Raum im Buch, dass sie nicht viele Facetten zeigen konnten & deshalb recht blass geblieben sind.

Dafür hat unsere Protagonistin, zu meinem Leidwesen, sehr viel Raum eingenommen. Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es gut fand wie selbstbewusst sie mit ihrem Gewicht umgegangen ist. Klar hat sie auch mal gezweifelt, das ist nur menschlich, aber im großen & ganzen war sie eigentlich ganz zufrieden.

Das ist aber auch leider das einzige positive das ich über sie sagen kann. Alles andere an ihrem Charaktere hat mir gar nicht gefallen & hat auch die Message leider kaputt gemacht. So sehr sie sich auch okay findet, umso mehr hat sie am Aussehen von anderen zu meckern. Die eine ist so dick, dass sie Hosen mit Gummizug braucht & ihre Kätzchenshirts machen sie nur zum Gespött der Schule & die andere könnte ja ach so hübsch sein, wenn sie nur ihre schiefen Zähne richten lässt. Und wer keine äußerlichen Makel hat, wie ihre beste Freundin, der wird eben dafür gescholten zu perfekt zu sein. Ich dachte es soll gerade in der Message des Buches darum gehen, dass jeder gut so ist wie er ist & das jeder er selbst sein soll, egal was andere sagen. Aber scheinbar nicht in den Augen der Protagonistin.

Zusätzlich benimmt sich Willowdean wie die Axt im Walde. Sie macht viel Drama um Nichts & zieht alle mit rein. Sie nutzt auch einige Charaktere einfach für ihre Zwecke aus, aber ist sich bei allem keiner Schuld bewusst. Wenn sie schon Probleme verursacht & es selbst einsieht, will sie aber trotzdem, dass andere Leute es für sie lösen. Beispielsweise soll der Freund ihrer besten Freundin ihren Streit mit dieser besten Freundin schlichten. Nebenher führt sie einen männlichen Mitschüler ziemlich an der Nase herum, ohne auch nur auf die Idee zu kommen ihm mal zu sagen, dass sie gar nicht mit ihm zusammen sein will. Und zu allem Überfluss entschuldigt sie sich bei kaum einem, weil sie eben nicht einsieht, dass sie irgendwas falsch gemacht hätte. Sie ist so ziemlich die egoistischte Person über die ich seit langem etwas gelesen habe. Alles musste nach ihrer Nase gehen & wenn es das nicht tut, dann macht sie ein riesiges Fass auf & will es unbedingt so haben, ohne auch nur einmal daran zu denken, was die anderen eigentlich wollen oder was gut für sie ist. Beispielsweise verbietet sie ihrer Freundin einfach rigoros bei dem Schönheitswettbewerb mitzumachen, weil sie auf Grund ihrer Schönheit tatsächlich gewinnen könnte oder sie regt sich schrecklich darüber auf, dass ihre Mutter das Zimmer ihrer toten Tante aufräumen möchte, ohne mal drüber nachzudenken, dass sie das eventuell braucht um über den Tot hinweg zu kommen. Aber das scheint ihr auch alles relativ egal zu sein. Es soll halt lieber so laufen wie sie es will. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie ein kleines Mädchen ist, dass sich im Supermarkt auf den Boden wirft & solange heult, bis ihre Mutter ihr Süßigkeiten kauft.

 

Plot:

Der Plot ist quasi nicht vorhanden. Also es gibt zumindest keinen für mich ersichtlichen roten Faden. Es passieren zwar Dinge, aber immer an völlig verschiedenen Fronten, sodass Willowdean ständig hin & her springt. Es wirkt wie ein Eintopf von allem was aktuell in Willowdeans Leben geschieht. Es geht um alles & nichts gleichzeitig. Und ein Ziel hat ein normales Leben eben auch nicht.

Leider führen auch so einige Subplots zu gar nichts. Manche drehen sich im Kreis & kommen am Anfang wieder an, andere verlaufen einfach im Sande & eigentlich immer habe ich mich gefragt, wieso das ganze überhaupt nötig war. Nicht mal Willowdean hat sich weiter entwickelt. Sie schien zwar am Ende irgend ein Fazit über ihren Körper gezogen zu haben, aber das war schon das höchste der Gefühle & selbst das hatte sie quasi am Anfang schon, bevor sie anfing zu zweifeln.

Die Message der Bodypositivity kam bei mir überhaupt nicht an. Jede Botschaft, die die Geschichte irgendwie inne hatte, hat die Protagonistin mit ihrem Verhalten immer sofort platt gemacht.

 

Fazit:

Die Idee ist sicherlich gut. Auch das Setting, der Schreibstil & die Nebencharaktere haben gute Ansätze. Nur leider fehlt der rote Faden & vor allem macht die Protagonistin einfach durch ihren Charakter alle guten Ansätze & die Message platt. Ich konnte sie so gar nicht leiden. Daher habe ich leider nur 2 Sterne vergeben.