Rezension

Die Suche nach Carmel

Das Mädchen, das rückwärts ging - Kate Hamer

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Ich träume oft von Carmel. In meinen Träumen geht sie immer rückwärts (Seite 7)

Inhalt
Auf einem Geschichtenfestival verschwindet die achtjährige Carmel spurlos. Ihre Mutter Beth sucht sie, kann sie jedoch auch Jahre später nicht finden. Beth beschließt sich auf den Weg zurück zu begeben, um Hinweise darauf zu finden, ob sie das Verhalten ihrer Tochter falsch gedeutet haben könnte. Denn Carmel ist anders – verträumt, hoch intelligent und auf ihre ganz spezielle Art abwesend. Doch, wo ist Carmel? Lebt sie überhaupt noch und wird Beth sie jemals wieder in ihre Arme schließen können?

Meine Meinung
Kate Hamer erzählt in ihrem Debüt "Das Mädchen, das rückwärts ging" über den Albtraum jeder Mutter. Man macht einen schönen Ausflug mit seinem Kind und plötzlich spielt es nicht nur verstecken, sondern ist wie vom Erdboden verschluckt. Die Suche bleibt ohne Ergebnis und die Frage, ob das Kind noch lebt und wie es lebt rückt alles andere in den Hintergrund. 

Der Autorin gelingt es hervorragend die Verzweiflung der Mutter, was mit ihrem Kind geschehen ist, dem Leser zu vermitteln. Man leidet mit Beth mit und hofft so wie sie, dass sie ihre Tochter irgendwann wieder in ihre Arme schließen darf. Je länger die Suche dauert, desto mehr schwindet jedoch die Zuversicht, aber auch ich als Betrachter von Außen wollte nie so recht die Hoffnung verlieren, dass es doch irgendwann klappt. 

Sind alle Rätsel gelöst, oder bleiben manche für immer offen? Was passiert, wenn wir sterben? Was ist mit meinem kleinen Mädchen geworden? Vergehen Rätsel irgendwann? Oder ist Unwissen für die Dauer geschaffen? (Seite 409)

Als die Zeit ins Land geht und die Polizei Carmel nicht finden kann, begibt sich Beth selber auf die Suche. Schritt für Schritt geht sie zurück in die Vergangenheit, sucht ihre Tochter jedoch auch in der Umgebung.
  
Gab es überhaupt noch einen Grashalm in dieser Grafschaft, den ich nicht umgedreht hatte? Oder was das betrifft, in den drei umliegenden Grafschaften? Egal, vielleicht war es nicht der richtige Grashalm. Nicht der entscheidende (Seite 263)

Ich möchte an dieser Stelle nur ungern schreiben, ob Carmel lebt, weil ich finde, dass sich aus diesem Aspekt die größte Spannung der Geschichte ergibt. Für mich war es die Frage, die mich am meisten an das Buch gefesselt hat.

Kate Hamer ist für "Das Mädchen, das rückwärts ging" mit einem Preis für den besten Romananfang ausgezeichnet worden, was ich absolut nachvollziehen kann. Schon auf den ersten Seiten wirkt die Stimmung beklemmend und man spürt, dass etwas schreckliches passieren wird. Leider gelingt es der Autorin jedoch nicht konstant diese Qualität beizubehalten und insbesondere im Mittelteil weist die Geschichte ein paar Längen auf und hat mir dann nicht mehr so gut gefallen, was auch teilweise an dem esoterischen Inhalt lag.

Fazit
"Das Mädchen, das rückwärts ging" ist ein Debüt, welches noch Luft nach oben lässt. Es fängt sehr stark an, kann das Level allerdings nicht ganz halten. Dennoch hat es mich gut unterhalten, ist spannend und gut geschrieben, weshalb ich nicht umhin komme vier Sterne zu vergeben.