Rezension

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Mutter und Tochter

Das Mädchen, das rückwärts ging - Kate Hamer

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

~Zum Inhalt:
Beth lebt getrennt von ihrem Mann Paul zusammen mit ihrer achtjährigen Tochter Carmel in der englischen Provinz. Bei einem Ausflug verschwindet Carmel plötzlich, entführt von einem älteren Herrn, der sich Carmel gegenüber als ihr Großvater ausgibt. Später stellt sich der Mann als Prediger heraus, der die Vereinigten Staaten bereist und dabei Carmel als Wunder präsentiert. Diese besitzt tatsächlich heilende Hände, die jedoch nicht immer einsatzbereit sind.

Zum Cover:
Ein niedliches Mädchen, welches leicht schelmisch in eine imaginäre Kamera blickt. Carmel ist hier wirklich gut getroffen.

Mein Eindruck:
Die Idee, ihre Geschichte aus den Perspektiven von Mutter und Tochter darzubieten und beide in der ersten Person erzählen zu lassen, ist nicht nur gewagt, sondern auch in der Umsetzung gelungen. Beide Stränge geraten äußerst stimmig! In Beths Teilen spürt der Lesende überdeutlich die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen, in Carmels Teil das Bemühen, die eigene Identität zu bewahren und trotz aller widrigen Umstände nie den Mut zu verlieren.
Erzählerisch auf hohem Niveau stören einige Lücken in der Geschichte um so mehr (kleinere inhaltliche Spoiler): Wieso bewohnen die Entführer ein großes Haus, zu dem sie augenscheinlich sogar Schlüssel besitzen, aber ein "ordentliches" Zimmer für Carmel ist nicht möglich ("das geht nicht, Liebes"). Wie schaffen es die beiden, Carmel nach Amerika zu verschleppen (bewusstlos!!), ohne dass es den Behörden auffällt, - schließlich wird ein Mädchen in ihrem Alter gesucht und die Fluggesellschaften sind sensibilisiert. Dadurch manifestiert sich der Eindruck, dass die Autorin schwierige Umstände einfach ausklammert, statt sie zu erklären. Auch das Verhalten der Komplizin ist nicht schlüssig. Schließlich liebt sie ihre Kinder über alles und nachdem sie durch Carmels Hilfe ihre eigenen Träume erfüllt sieht, hätte sie auch die Polizei anonym informieren können, um der Entführung ein Ende zu machen.
Trotz dieser kleinen Ärgernisse ist die Geschichte wunderschön geschrieben, sie geht an Herz und Nieren und man kann der Autorin (und ihrer Leserschaft) nur wünschen, dass sie ihrem Beruf treu bleibt.

Fazit:
Kleine Mängel, aber eine große Geschichte über Glaube, Liebe und Hoffnung

4 Sterne