Rezension

Die Uhr, die nicht tickt

Die Uhr, die nicht tickt - Sarah Diehl

Die Uhr, die nicht tickt
von Sarah Diehl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Unverrückbar steht die Front zwischen Müttern und Nicht-Müttern: "Man muss wahnsinnig sein, heute noch Kinder zu kriegen", hieß es im Januar 2014 in der FAS. Kurz darauf kam die Antwort: "Ruhe, ihr Jammerfrauen! Eure Ausreden zum Kinderkriegen sind narzisstisch und absurd." Dabei kann eine Frau heute frei zwischen verschiedenen Lebensmodellen wählen. Dennoch dominiert in unserer Gesellschaft noch immer die Vorstellung, dass potentiell alle Frauen den Kinderwunsch in sich tragen. Kein Kind zu wollen, gilt als unnatürlich, egoistisch oder feige. Sarah Diehl, Mitte 30 und selbst kinderlos, hat Frauen interviewt, die freiwillig keine Mütter sind. Sie hat erfahren, dass die Gründe vielfältig sind, Egoismus oder Narzissmus gehören nicht dazu. Ihr Buch ist das überfällige Plädoyer für eine vorurteilsfreie und zeitgemäße Einstellung zu Mutterschaft und weiblicher Identität.

Sarah Diehl hat mit ihrer Streitschrift ein Buch geschaffen, das das Thema ‘Kinderlosigkeit‘ aus einem neutralen Blick auffängt. In neun Kapiteln beschreibt sie warum sich einige Frauen ein Leben mit Kindern nicht vorstellen können – gestützt auf Interviews mit eben diesen. Durch die Interviews kann der  Leser die Ansichten der Frauen klar nachvollziehen und stellt fest: von Egoismus und Narzissmus fehlt jede Spur. Einige Frauen verspüren eben diesen Kinderwunsch nicht und das ist auch völlig in Ordnung so. 
Die Autorin geht nicht nur auf die Ansichten der Frauen ein, sie durchleuchtet auch die zunehmende Politisierung von Mutterschaft und zeigt alternative Familienkonzepte rund um die soziale Mutterschaft auf.  Des Weiteren beschreibt sie die Veränderung von familiären Strukturen im Wandel der Zeit. Sarah Diehl plädiert fundiert und sachlich für mehr Akzeptanz  und Anerkennung von alternativen Familienmodellen.
Diese Streitschrift ist nicht nur Lesestoff für gewollt Kinderlose, jeder kann dieses Buch lesen, sich über alternative Sichtweisen und Perspektiven  informieren, Neues lernen und im Endeffekt unvoreingenommener durchs Leben gehen.