Rezension

Die ungeahnt glamouröse Vergangenheit seiner Mutter.

Das Leben ist ein wilder Garten - Roland Buti

Das Leben ist ein wilder Garten
von Roland Buti

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Leben gerät aus den Fugen. Das fein austarierte Leben des Landschaftsgärtners Carlo gerät in Roland Burtis "Das Leben ist ein wilder Garten" plötzlich aus den Fugen. Seine Frau Ana verlässt ihn, seine Tochter geht zum Studium nach London und sein Hilfsgärtner Agon aus dem Kosovo, eine sensible Seele in einem massigen Körper, wird aus heiterem Himmel überfallen und zusammengeschlagen. Und dann flüchtet noch seine demente Mutter aus dem Altersheim. Zu Carlos Überraschung hat sich die alte Dame in einem Grandhotel einquartiert, das seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat. Dort trifft seine Mutter eine Jugendbekanntschaft wieder - und überhaupt scheint sie mit dem Hotel geheimnisvolle Erinnerungen zu verbinden an ihre frühere Zeit als das begehrteste Mädchen weit und breit. Gemeinsam mit Agon macht er sich auf die Suche und entdeckt nicht nur die Natur und die Menschen um ihn herum neu, sondern kommt in diesem Grandhotel am Berg der ungeahnt glamourösen Vergangenheit seiner Mutter während des Zweiten Weltkriegs auf die Spur …Es geht um Akzeptanz, Heimat, Verlust, die Dinge oder Menschen an denen das Herz hängt, das Altern. Der Autor hat einen Roman von intimer Schönheit geschrieben. Darin geht es um die Fragilität menschlicher Beziehungen, um Rückzugsgebiete für Wünsche und Träume, um das Recht auf Geheimnis und nicht zuletzt um unsere Vergänglichkeit. Es gelingen ihm sensible Porträts wie das des ebenso bärenhaften wie feinfühligen Hilfsgärtners, der die alte Frau mit beruhigenden Haschischbonbons versorgt.
Die Geschichte wird in einem ganz sanften Ton erzählt, der ohne jedes Augenzwinkern und Buhlen um Lesergunst auskommt. Eine Geschichte wie eine Blumenwiese mit flatternden Schmetterlingen. Vielleicht dezent betreut von Gärtnerhand, aber auf die Schönheit der Natur vertrauend. Nach dem Lesen kommt man zu dem Schluß, das ist ein vielschichtiger, feinsinniger Roman, der nachklingt und den man sicher nochmal lesen wird, weil man auch dann neue Aspekte entdecken wird. Es gibt da einen warmherzigen Gärtner, die Mutter, die sich an den Ort flüchtet, an dem sie einst glücklich war, der Sohn, selbst an einem Wendepunkt seines Lebens, kommt durch die Umstände seiner Mutter näher und ja, interessiert sich offensichtlich zum ersten Mal für deren Leben. Abschied, Erinnern, Erkennen und einen Garten neu anlegen...eine wunderbare Geschichte. Ein ruhiges Buch zum Genießen.