Rezension

Die Vergangenheit holt dich ein

Heilbronn 37° - Henrike Spohr

Heilbronn 37°
von Henrike Spohr

Bewertet mit 5 Sternen

~~Mitten im Hochsommer steht die junge Malerin Tamara in Heilbronn vor ihrer ersten Vernissage und hofft, endlich als Künstlerin anerkannt zu werden und von ihrem Talent und ihrer Passion leben zu können. Doch nicht nur die Aufregung über die bevorstehende Ausstellung liegt ihr im Magen, vielmehr lastet ihre Vergangenheit dunkel in den Tiefen ihrer Seele und bahnt sich immer mehr einen Weg an die Oberfläche. Tamara fühlt sich beobachtet und verfolgt, aber sie ist sich nicht sicher, ob sie es sich nur aufgrund ihrer tragischen Vergangenheit einbildet, oder ob es der Realität entspricht. Denn Tamara wurde als Jugendliche 2 Wochen in einem Keller eingesperrt und gefangen gehalten. Seitdem hat Tamara kein unbeschwertes Leben mehr. Einzig Ehemann Paul gibt ihr Halt und spendet Trost. Doch auch Paul leidet immer mehr unter der Situation und übernimmt immer mehr die Ängste seiner Frau. Wird sich Tamara von ihrem Trauma befreien können und endlich den Schuldigen dafür finden?
Henrike Spohr ist mit ihrem Kriminalroman „Heilbronn 37°“ ein fulminantes Debüt gelungen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt den Leser ab der ersten Seite nicht mehr los. Die Seiten fliegen nur so durch die Finger. Die Spannung wurde geschickt von Beginn an aufgebaut und steigert sich immer mehr bis zum überraschenden Ende. Die Handlung wird in parallel laufenden Handlungssträngen erzählt. Zum einen ist da die Geschichte von Tamara und Paul, zum anderen rückt ein anderes Ehepaar in den Fokus, Anna und Andreas. Und dann gibt es auch noch den Unbekannten, den Beobachter, der Tamara hinterher spioniert. Die Autorin ist eine Meisterin des Verwirrspiels und versteht es sehr gut, den Leser zu verführen und ihm immer nur Stück für Stück von der Geschichte zu erzählen, so dass man jede Menge eigene Vermutungen anstellen kann, wie sich alles zugetragen haben könnte, um dann wiederum festzustellen, dass man total falsch lag. Erst nach und nach eröffnet sich dem Leser, in welcher Beziehung die einzelnen Personen zueinander stehen und welche Abgründe in ihnen schlummern, zudem wird ein altes Verbrechen enthüllt. Die einzelnen Protagonisten sind sehr detailliert skizziert und ihr Seelenleben sehr authentisch beschrieben. Der Leser kann seine Sympathien sehr gut verteilen, sollte aber auf der Hut sein, wem er sie schenkt.
Autorin Henrike Spohr ist ein psychologisch sehr gut gemachter Roman gelungen, der den Leser bis zum Schluss zu fesseln vermag. Ein sehr gelungenes Erstlingswerk, das Liebhabern von Psychothrillern und falschen Fährten sehr gefallen dürfte. Von dieser Autorin kann man noch einiges erwarten. Absolute Leseempfehlung, Chapeau!