Rezension

Düster, geheimnisvoll, mitreissend

Dark and Shallow Lies: Von seichten Lügen und dunklen Geheimnissen -

Dark and Shallow Lies: Von seichten Lügen und dunklen Geheimnissen
von Ginny Myers Sain

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie jeden Sommer verbringt die 17-jährige Grey ihre Ferien in la Cachette, einem kleinen Dorf inmitten des Bayoudeltas in Louisiana. Einem Dorf, in dem das Übernatürliche zum Alltag gehört und so viele Geheimnisse und Lügen gesponnen werden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis jemand sich in dem engmaschigen Netz verheddern und sich eine Laufmasche bilden würde.

Diesen Sommer ist es so weit. Es ist das erste Mal seit dem Verschwinden von Greys bester Freundin Elora, dass Grey den Ort besucht. Im Gegensatz zu allen anderen Dorfbewohnern lebt Grey nicht in la Cachette, was einem als Leser einen idealen Einstieg ermöglicht.

Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus Greys Sicht geschrieben, die zu Beginn am Dock ankommt und die Lesenden effektiv in die Lebensweise der Ortschaft einführt. Es wurde gerade genug erklärt, dass ich gut mit der Handlung mitkam, aber nicht zu viel. So wurde ich nicht mit Infos überladen und gleichzeitig spürte ich schon einen Bruchteil der Spannung, die während der Geschichte immer weiter anstieg.

Das Setting ist meiner Meinung nach perfekt gewählt. Die Stürme, das trübe Wasser, der häufige Nebel und die Sumpfgräser, die Alligatoren und andere Monster vor neugierigen Blicken verbergen, unterstützen die immer weiter aufkommende, düster-mysteriöse Atmosphäre. Dazu finde ich sowohl das Cover als auch die Aufmachung im Buchinneren mit den schwarzen Titelseiten sehr passend. Es fiel mir unglaublich leicht, in die Geschichte abzutauchen.

Auch die Handlung selbst hat mich überzeugt. Die Autorin schafft es, was zu Beginn wie viele nebensächliche Informationen wirkt, Mythen, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden. Dabei führte sie mich so manches Mal in die Irre. Immer, wenn ich dachte, ich wüsste Etwas, liess sie es mich aufs Neue hinterfragen. Dadurch, dass es so viele lose Enden zu decken und verbinden gab, wurde einem als Leser nie langweilig.

Die Charaktere waren äusserst vielschichtig, sodass auch über sie immer wieder Neues an die Oberfläche kam. Zwar brauchte ich eine Weile, um mich mit Grey anzufreunden, aber danach konnte ich voll mit ihr mitfiebern. Ihre tiefe Verzweiflung über den Verlust ihrer Freundin und die stetige unterschwellige Furcht haben sich auf mich selbst übertragen (gewisse Stellen waren abends echt gruselig;))
Auch mochte ich, wie ihre Beziehung zu Hart – Greys Freund, Beschützer, Liebe – dargestellt wurde. (Diese Stelle führe ich nicht weiter aus, schliesslich möchte ich niemanden spoilen)

Kurzum: Aufmachung, Schreibstil, Setting, Plot und Charaktere waren alle ideal aufeinander abgestimmt; düster und mysteriös. Mein einziger Kritikpunkt sind die vielen Metaphern, die zwar zum grössten Teil sehr schön, aber in ein paar Fällen ein bisschen unpassend eingesetzt wurden. Zitierwürdige Stellen gäbe es so einige, doch, vor allem gegen Ende, hatte ich keine Zeit für Unterbrüche, um sie mir rauszuschreiben.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass mir das Buch rundum gefallen hat und ich es allen Mysteryliebhabern mit einem Faible für Übernatürliches wärmstens empfehlen kann. Es hat mich aus einer Leseflaute gerettet und das allein sagt eigentlich alles.