Rezension

Düster und melancholisch, aber toll

Winterhof - Sameena Jehanzeb

Winterhof
von Sameena Jehanzeb

Bewertet mit 4 Sternen

Schon als kleines Mädchen hatte Kora eine Vorliebe für Eis und Schnee, ja sogar eine regelrechte Faszination hat der Winter auf sie ausgeübt. Sie hatte sogar das Gefühl, dass selbst ihr krankes Herz bei eisigen Temperaturen leichter schlagen würde. Heute ist Kora erwachsen und hat selbst mit ihren Zwillingstöchtern und ihrem Mann eine eigene kleine Familie. Doch der Winter mit Eis, Schnee und Kälte ist immer seltener geworden. Aber im kleinen Ort Snjòrley, hoch im Norden, herrscht immer noch Winter. Es gibt sogar eine Legende, dass in dem kleinen Dorf die Schneekönigin lebt und zu deren Ehre es jedes Jahr einen Umzug gibt, welcher viele Touristen anzieht. Als Kind war Kora schon einmal in diesem Dorf, doch wie tief ihre Verbundenheit wirklich mit diesem Ort ist, stellt sich erst später heraus.
Meine Meinung
Gleich vorweg: ein riesen Kompliment an den Verlag für seine wunderschönen Cover, zu denen auch das Cover von Winterhof zählt. Auf den ersten Blick ahnt man das Märchen hinter dem Bild und es wirkt zwar kalt, aber auch unheimlich anziehend. Ein Cover, das mir absolut gefällt.
Schnell gelingt der Einstieg in die Geschichte, denn die Autorin hat einen sehr einfühlsamen und mitreißenden Schreibstil. Auch gelingt es ihr ganz hervorragend, mit ihren Worten eine zwar durchaus märchenhafte, aber auch kalte Atmosphäre, hervorzurufen.
Auch die Umsetzung der Geschichte hat mir gut gefallen, denn man erkennt schnell das Märchen dahinter, aber auch eine Verknüpfung mit der realen Welt, welche mir gut gefallen hat. Das kleine Dörfchen Snjòrley konnte ich direkt vor mir sehen und ich habe regelrecht mit gefroren und gezittert. Was allerdings nicht nur an den Beschreibungen der frostigen Umgebung lag, sondern auch an der Geschichte selber, die keinesfalls so romantisch ist, wie sie auf den ersten Blick scheint.
Die 160 Seiten flogen beim Lesen rasch vorbei und es ist die perfekte Geschichte für einen kalten und grauen Nachmittag auf dem Sofa. Ich hätte hier sogar noch viel mehr über das Dorf und dessen Geschichte, aber auch über die einzelnen Charaktere erfahren wollen, doch vieles davon überlässt die Autorin, gewollt, ihren Lesern.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Kora, die Protagonistin, aus deren Perspektive wir auch das Geschehen mitverfolgen. Die Gefühle für ihre Familie brachten sie mir näher und ihre innere Zerrissenheit konnte ich sehr gut nachempfinden. Neben Kora ist aber auch die Schneekönigin ein absolut interessanter Charakter. Sie wirkt kalt und distanziert und doch gibt sie dem Leser ein Gefühl, dass hinter ihrer kalten Erscheinung viel mehr steckt. Auch wenn z. B. Koras Familie eher blass bleibt, habe ich nichts bei den Charakteren vermisst, denn es werden unter anderem auch queere Charakter so natürlich in die Geschichte mit integriert, dass es genau seine gewünschte Wirkung zeigt.
Mein Fazit
Eine düstere und auf ihre Art eigene, aber magische Geschichte, die ich regelrecht verschlungen habe. Auf der einen Seite hätte ich noch gerne viel mehr über die einzelnen Charaktere und den Ort Snjòrley erfahren, auf der anderen Seite war hier alles genau richtig und stimmig. Wer einmal eine Märchenadaption der etwas anderen Art lesen möchte, sollte hier unbedingt einmal hineinlesen, denn es hat seine ganz eigene Faszination.