Rezension

Durchaus unterhaltsam, aber sehr ausufernd

Die Affäre Alaska Sanders -

Die Affäre Alaska Sanders
von Joël Dicker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Joël Dicker macht es einem nicht leicht, das ist bekannt. Mit diesem Buch hat er wohl den Gipfel der möglichen Verknüpfungen und Verwirrungen erreicht.

Grundsätzlich ist Alaska Sanders ermordet worden. Ein junges Mädchen, eine Schönheitskönigin auf dem Weg zu einer schillernden Karriere, die plötzlich im Nirgendwo an einer Tankstelle arbeitete. Das ist seltsam und elf Jahre her. Ein anonymer Hinweis rückt den eigentlich geklärten Fall in ein neues Licht und den berühmten Schriftsteller Marcus Goldman auf den Plan. Man kennt ihn schon, er hat zusammen mit Sergeant Perry Gahalowood im Fall Harry Quebert ermittelt und ein Buch darüber geschrieben. Die Geschichte der Baltimores hat er auch geschrieben, das ist immerhin seine Familie.

Also, wir haben hier einen Kriminalfall, der Recherchen und Rückblenden zwischen den Jahren 1998 und 2010 erfordert und außerdem ein Bücherverwirrspiel, an dem der Autor sicher diebische Freude hatte. Als Leser muss man gut aufpassen, es ist natürlich kunstvoll erzählt, aber auch schrecklich ausufernd. Jede Menge Zeitsprünge und Perspektivwechsel sind zu verarbeiten. Gegen Ende gibt es sogar noch ein Feuerwerk an Überraschungen. Zum Glück wird regelmäßig resümiert, es ist nicht so schlimm, wenn man etwas verpasst hat.

Der patente Schriftsteller Marcus Goldmann dominiert das Geschehen und ist ein echter Gary Stu, der mir zunehmend auf die Nerven ging. Wenn Marcus gar heimlich das Haus des Sergeants durchsucht, weil er ihn nicht mit seinem neusten Verdacht beunruhigen will, bekommt es sogar noch eine komische Note. Dieser Schriftsteller ist zu gut, um wahr zu sein.

Das Hörbuch liest Torben Kessler souverän satte 18 Stunden und 32 Minuten lang. Es ist gute Unterhaltung mit einigem Anspruch, allerdings hätte mir in diesem Fall wohl tatsächlich eine gekürzte Version besser gefallen.