Rezension

Durchgehende Spannung von der ersten Seite an

Federspiel - Oliver Ménard

Federspiel
von Oliver Ménard

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die schillernde Fernsehmoderatorin Sarah Wagner ist verschwunden. Alles deutet darauf hin, dass sie von irgendeinem Psychopathen festgehalten wird. Deswegen wird Christine Lenève, eine Journalistin, von Sarahs Chef gebeten, sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Christine hat von ihrem Vater, der selbst Kommissar war, so einiges gelernt. Genau deswegen kommt Aufgeben für sie auch auf keinen Fall in Frage. Auch nicht, als sie bemerkt, dass sie es anscheinend mit einem Serien-Mörder zu tun hat, der schon in der DDR wütete. Doch bei diesem Fall ist nichts, wie es scheint...

Schon die ersten paar Seiten sorgten dafür, dass ich in einem Dauerzustand Gänsehaut hatte. Der Autor versteht es geschickt, die Ängste der Leser anzusprechen und schockierende Bilder in ihren Vorstellungen entstehen zu lassen.
Dementsprechend war ich schon nach wenigen Sätzen von dem Buch fasziniert und konnte mich nur schwer davon lösen. Dieses Interesse flachte nie ab, auch wenn man nicht die ganze Zeit von unheimlichen Bildern heimgesucht wurde. Hier wird die perfekte Mischung gewählt, wodurch es nie langweilig wird.

Es gibt so einige Perspektivwechsel, durch die man sich bei diesem Buch jeder Figur recht nahe fühlt, auch dem Täter selbst. Das ist eine zutiefst unheimliche Leseerfahrung, der man sich aber einfach nicht entziehen kann. Sehr gut gefiel mir hierbei, dass sich die Schilderungen der verschiedenen Perspektiven auch wirklich voneinander unterschieden und man klare Charakteristika erkennen konnte.

Mit Christine wurde ich nicht so wirklich warm. Sie ist eine starke und unabhängige Frau, die aber leider auch von ihren Dämonen gejagt wird. Das merkt man zwar schon am Anfang, kann sich aber noch keinen wirklichen Reim daraus machen. Mit der Zeit erfährt man über sie, und die anderen Figuren, immer mehr, wodurch man auch zu jeder eine bessere Bindung aufbauen kann.
Dennoch war sie mir nicht unbedingt sympathisch.

Albert hingegen, der mit ihr kooperiert, um den Fall zu lösen, war mir sofort sympathisch. Er ist ein lieber Kerl, der manchmal zu gutmütig ist. Für mich war er der absolute Held in der Geschichte. Da er mit Christine bereits in der Vergangenheit zu tun hatte, gibt es hier also auch ein paar private "Probleme", wodurch man als Leser auch nicht immer die ganze Zeit mit diesem schrecklichen Fall konfrontiert ist.

Für mich war kaum etwas in dem Buch vorhersehbar, was mich wirklich überraschte. Gerade die Auflösung gefiel mir sehr gut, weil sie realistisch war. Es gab keine groben Fehler oder Ermittlungen, bei denen man sich fragte: wie sind die denn jetzt bitte darauf gekommen?
In der Regel ist man mit dem Wissen von Christine auf einem Stand, wodurch man viel mehr in das Geschehen involviert ist.

Gerade diese detailreichen Schilderungen, die ausgeprägten Charaktere, auch die der Nebenfiguren, und die Schilderung der verstörenden Handlungen, die furchtbare Bilder in einem produzieren, haben mich besonders überzeugt. Es ist nur schwer zu glauben, dass man es hier mit dem Debüt eines Autoren zu tun hat!