Rezension

Ein Buch, das mit einer einseitigen Beschönigung von Elfen bricht

Rabenprinz - Margaret Rogerson

Rabenprinz
von Margaret Rogerson

Die Handlung hat zwar teilweise Längen, aufgrund der humorvollen Dialoge und faszinierenden Welt konnte sie mich immer wieder mitreißen

Inhalt 

Ich zupfte an meinen Gefühlen, als wären sie ein wirres Knäuel, aber einer Antwort kam ich trotzdem nicht näher. War ich verliebt in das, was er verkörperte – den wehmütigen Herbstwind und das Versprechen den ewigen Sommer zu beenden? Wollte ich bloß, dass sich mein Leben veränderte oder wollte ich es gemeinsam mit ihm ändern? – MARGARET ROGERSON

Der Traum eines jeden Künstlers, die Ehre erwiesen zu bekommen, Teil des Elfenvolks zu werden, ist Isobels größter Albtraum. Aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Portraitmalerin weiß sie genau, dass sich hinter der perfekten Fassade, die ihre unsterblichen Kunden von sich zeigen, listige und grausame Wesen verbergen, für die menschliche Gefühle ein Rätsel und Höflichkeit eine bedeutungslose Pflicht ist. Umso erschütterter ist sie, als sie in den Augen des Herbstprinzen Rook wahre Trauer wahrnimmt. Doch während Isobel nach Fertigstellung seines Portraits erstmals die gemeinsame Zeit mit einem Elfen zurücksehnt, wird Rook die Schwäche, die sie auf seinem Bild eingefangen hat, zum Verhängnis. Wutentbrannt entführt er sie ins Elfenreich, wo er jedoch schnell merkt, dass er sie nicht für ihre Tat verurteilen kann, um sein eigenes Leben zu retten.

Meine Meinung 

Mit „Rabenprinz“ entführt Margaret Rogerson ihre Leser in eine zauberhafte, faszinierende Welt, die mich in vielerlei Hinsicht überzeugen konnte. Rooks und Isobels Reise führt sie in das Herbst-, Sommer-, Frühlings- und Winterreich, was sich erstmal nicht neu anhört. Vor allem ihr Aufenthalt im Frühlingsreich, der viele Details über die Art und das Leben der Elfen preisgibt, zeigt aber, dass sich in Rogersons Welt ein Blick hinter die perfekte Fassade der Elfen lohnt. Damit wird also mit einer einseitigen Beschönigung von Elfen à la Sarah J. Maas und Holly Black gebrochen.

Rogersons Schreibstil ist sehr metaphorisch und wortgewandt.  Es gelingt ihr, Sagen wie „Die wilde Jagd“ und „Der Erlkönig“ aufzugreifen und daraus etwas gänzlich Neues zu spinnen. Die Ich-Perspektive macht es einfach sich in die Protagonistin Isobel hineinzuversetzen. Zum Teil wird die Handlung allerdings sprunghaft erzählt, was meinen Lesefluss ein wenig gestört hat. Isobel ist eine Protagonistin, die genau weiß, was sie will und sich von den Elfen nicht einfach blenden lässt. Sie ist sich der Vorzüge ihrer Menschlichkeit bewusst und nutzt die Schwächen der Elfen gnadenlos aus. Denn mit kritischem Blick nimmt sie wahr, dass sich hinter ihrer faszinierenden Magie und Eitelkeit die Trostlosigkeit und Leere der Ewigkeit verbirgt.

Kompliziert wird es, als sie merkt, dass ausgerechnet ein Elfenprinz ihren Wunsch nach Veränderung Gestalt werden lässt. Die Annäherung zwischen Isobel und Rook ist wirklich unterhaltsam gestaltet worden und hat mich so einige Male zum Lachen gebracht. Es kommt immer wieder zu Missverständnissen, wegen den unterschiedlichen Eigenarten von Elfen und Menschen, mit denen vor allem Rook sehr unbeholfen umgeht. Vertrauen entsteht erst langsam, was die Entwicklung der Beziehung durchaus authentisch macht. Doch obwohl Isobel lange im „Wirrwarr aus Abers und Vielleicht“ steckt und ihre Gefühle für Rook wiederholt reflektiert, ist ihre Entwicklung von einer anfänglichen Schwärmerei hin zur Liebe für ihn als Person nicht so berührend wie erhofft. Nichtsdestotrotz ist mir Rook mit seiner nervenaufreibenden, aber liebenswerten prinzlichen Überheblichkeit schnell ans Herz gewachsen. Das kann ich über Nebencharaktere leider nicht behaupten, weil sie dafür einfach zu eindimensional gestaltet sind.  

Die Handlung hat zwar teilweise seine Längen, aufgrund der humorvollen Interaktionen der Protagonisten, sowie der faszinierenden und tiefsinnigen Welt hat sie mich aber immer wieder mitgerissen!