Rezension

Ein Buch mit Ecken und Kanten

Last Chance (Band 1) - Mara Breiter

Last Chance (Band 1)
von Mara Breiter

Bewertet mit 2.5 Sternen

„...Wir genießen.Wir lernen. Wir leben. Wir machen Fehler...“

 

Die 21jährige Antonia bezieht ihre erste eigene Wohnung. Sie hat ein Problem. Auf Grund eines Kindheitstraumas leidet sie gegenüber Fremden an einer Sprachblockade. Das passiert ihr auch, als sie das erste Mal auf Matze trifft, ihren Nachbarn im Haus.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Antonia und Matze.

Matze arbeitet als Elektiker und wird nach außen stark und selbstbewusst. Doch ihn umgibt ein Geheimnis. Allerdings hat er mit Shel einen Freund an seiner Seite, der ihm Stütze und Hilfe ist.

Antonia ist trotz ihrer Sprachschwierigkeiten Kellnerin. Das ist für mich ein Widerspruch an sich.

Auch von ihren Freunden und Bekannten wird sie ausgenutzt. Ihre Wünsche werden gekonnt ignoriert. Allerdings habe ich mit Antonias Verhalten Probleme. Sie gerät mehrmals in Situationen, wo sie erleben muss, dass ihr Gegenüber ein „Nein“ nicht akzeptiert. Als ihr Matze klar macht, dass er keine Fragen nach seiner Vergangenheit und seiner Familie beantworten wird, ist sie nicht bereit, diese Antwort zu akzeptieren. Sie nutzt jede Möglichkeit, um doch ihre Neugier befriedigt zu bekommen.

Die Spannung entsteht durch das Verhalten zwischen Matze und Antonia. Matze rettet Antonia nicht nur aus einer gefährlichen Situation, möchte sich aber nicht auf eine Beziehung einlassen. Dadurch kommt es zum steten Wechsel zwischen Anziehung und Zurückweichen. Während Matze trotz all seiner Fehler reif für sein Alter wirkt, trifft das auf Antonia nicht immer zu. In manchen Situationen verhält sie sich wie eine 16 oder 17jährige. Das zeigt auch ihre Ausdrucksweise.

Die für mich interessanteste Person war Antonias Opa. Seit Jahren krank strahlt, er einen feinen Humor und eine stille Weisheit aus. Trotz seiner schweren Behinderung scheint er mit sich im Reinen zu sein.

Das Buch lässt sich gut lesen. Die junge Autorin beweist, dass sie den Umgang mit der Sprache beherrscht. So gibt es im Buch einige Situationen, die sehr berührend und gefühlvoll beschrieben wurden. Ab und an setzt sie besondere Stilmittel ein. Das zeigt zum Beispiel das obige Zitat. Die Besuche Antonias beim Großvater gehören für mich mit zu den sprachlichen Höhepunkten des Buches. Gut dargestellt wird auch die negative Spannung, die jedem Dialog zwischen Matze und seinem Vater innewohnt.

Einen Punkt möchte ich aber unbedingt noch ansprechen. Dass Rauchen sexy und attraktiv macht, kann in einem Jugendbuch nicht unkommentiert bleiben. Dem gegenüber den Rauch ins Gesicht zu blasen, ist nicht nur unhöflich. An den Stellen habe ich weder Matzes Handeln, noch Antonias positive Reaktion verstanden.

Das zarte Cover ist gelungen.

Das Buch hat mir trotz der kritischen Anmerkungen gut gefallen. Das liegt insbesondere an der sprachlichen Gestaltung und der komplexen Thematik.