Rezension

Ein Buch, was verlangt gelesen zu werden

Das Barackenmädchen - Peter Mainka

Das Barackenmädchen
von Peter Mainka

Bewertet mit 4.5 Sternen

Grauen des Brünner Todesmarsches

Als ich das Buch in den Händen hielt, mit dem realistisch gestalteten Cover, bekam ich gleich eine Ahnung was mich erwartet.

Schonungslos erzählt uns Peter Mainka von der Vertreibung der deutschen Einwohner aus Brünn nach Beendigung des 2. Weltkrieges. In die Geschichtsbücher ist  diese menschenunwürdige  Handlung an den deutschen Frauen, Kindern und alten Menschen  als Brünner Todesmarsch eingegangen. 

Die Protagonistin  des  Buches ist  die fast 17-jährige Helene Schneider.  Sie erlebt  gerade ihre erste zarte Liebe zu dem jungen Tschechen Jan. Diese steht unter einem schlechten Stern. Zusammen mit ihrer  Mutter und ihrem kleinen Bruder Karl floh sie vor den Bombardierungen im April 1945, aus der  mährischen Stadt. Als sie ein paar Wochen später, der Krieg war beendet, zurückkamen, hatte sich alles geändert. Den Deutschen schlug der blanke Hass entgegen. Man hatte ihnen alles genommen. Was ihnen blieb, war etwas Kleidung und ihr Leben. Alle noch in Brünn lebenden deutschsprachigen Einwohner trieb man zusammen um sie  über die Grenze nach Österreich abzuschieben. Es waren die Frauen, Kinder, Babys, die Alten und Kranken. Die Schwächsten mussten für die Gräueltaten der Nazis zahlen. Auf ihnen entlud sich die ganze Wut des Nationalausschusses  der Mähren sowie der Sowjetsoldaten, die Brünn befreit hatten. Es begann ein langer Fußmarsch, der in Wien enden sollte.

Das Drama, der Menschen, die auf diesen Weg gezwungen wurden, die Demütigungen, die Vergewaltigungen und alle anderen, teilweise unvorstellbaren Übergriffe aber auch die Wohltaten, vor allem einfacher Menschen,  beschreibt uns der Autor an Hand der fiktiven Familie Schneider.

Peter Mainka hält uns den Spiegel vor Augen. Es gab grausame Zeiten des Krieges und der Vertreibungen.  Viele Deutsche befanden  sich, nach Kriegsende,  auf der Flucht. Nicht nur aus Mähren sondern  auch aus Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland.

Heute erreichen uns Flüchtlingsströme aus Kriegsgebieten fern unserer Heimat und wir wissen nicht so richtig damit um zu gehen. Es ist von daher sehr wichtig, dass  dieses  Buch viele Leser erreicht.

P.S.  Wie man dieses Buch, was unsere deutsche Geschichte beinhaltet, als Thriller betiteln kann, erschließt sich mir nicht.