Rezension

Ein durchwachsener Liebesroman mit nerdigem Anstrich.

Dating and other Theories. Wenn der präziseste Plan zum romantischen Verhängnis wird -

Dating and other Theories. Wenn der präziseste Plan zum romantischen Verhängnis wird
von Susannah Nix

Bewertet mit 4 Sternen

"Esther spürte, wie sich ihr schlechtes Gewissen in der Magengrube regte. Erst hatte sie dafür gesorgt, dass Jonathan anfing, Jinny zu mögen, dann hatte sie sein Ego zerstört, indem sie sein Drehbuch verrissen hatte, und jetzt würde Jinny vermutlich die Reste seines Selbstbewusstseins schreddern (...). Der Typ würde eine maßlos schlimme Woche haben - und das war so ziemlich allein Esther geschuldet."

Kapitel 9

Esther ist genervt davon, dass ihre Freundin Jinny kurz davor ist, wieder auf ihren Ex hereinzufallen. Als Esthers Nachbar Jonathan sie bittet, ihr bei seinem Drehbuch zu helfen, schlägt sie ihm einen Deal vor: Sie unterstützt ihn mit ihrem Fachwissen als Raumfahrtingenieurin, dafür bittet er Jinny um ein Date. Doch bald findet sie selber Gefallen an Jonathan...

Nach dem Titel und der Klappe habe ich mir einen unterhaltsamen Liebesroman mit nerdiger Komponente im Stile von TBBT erwartet. Ein Sci-Fi-Drehbuch, eine Raketenwissenschaftlerin, die es kommentiert und sich dabei in den Autor verliebt. Leider konnte das Buch dem nicht ganz gerecht werden. Jonathan ist süß und Esther manchmal etwas seltsam, aber gerade die Drehbuch- und Raumfahrtdetails sind nach sehr kurzer Zeit völlig in den Hintergrund getreten. Die Szenen aus ihrer Arbeitswelt könnten aus einem Unternehmen in jeder Branche stammen. Somit kam der versprochene MINT-Anteil viel zu kurz.

Jinny findet Jonathan ganz nett und verabredet sich gerne mit ihm, spürt aber rasch, dass sein Interesse nur mäßig ist. Es kommt wie erwartet, als sie von dem Deal erfährt, kommt es zum Bruch mit Esther. Die Zeit ihres Zerwürfnisses nimmt einen großen Teil dieses Buches ein.

Ich mochte Esther samt ihren Eigenheiten, auch wenn sie eher übergriffig mit ihrer Freundin umgeht. In der Arbeit wird sie als zu energisch bezeichnet, sie hat wenig Geduld mit Menschen, die sie für weniger intelligent hält, als sie selber ist. Wie Esther selber sagt, sie ist sehr kaputt, musste früh die Verantwortung für ihre Mutter übernehmen ist noch in dieser Rolle gefangen.

Ihre charakterliche Entwicklung wurde dann durch ein Telefonat mit ihrem Bruder ausgelöst, für mich kam diese "Heilung" zu plötzlich. Wenn man so sehr auf die Probleme eines Charakters pocht, braucht es etwas mehr zur Auflösung. Von völlig beziehungsunfähig zu großer Liebe sollten es doch ein paar Schritte mehr sein.

Der Stil ist flüssig, manche Szenen waren sehr unterhaltsam oder aber auch nachdenklich stimmend, das rettet noch ein paar Sternchen.

Fazit: Ein durchwachsener Liebesroman mit nerdigem Anstrich.