Rezension

Ein gut geschriebener Krimi, prima Unterhaltung, als Hörbuch eine klare Empfehlung

Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer - Pierre Martin

Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer
von Pierre Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist ein gekonnt geschriebener, spannender Krimi, der von seinen Figuren und dem südfranzösischen Flair lebt.

Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch Spieldauer: 9 Stunden und 19 Minuten, gesprochen von Gabriele Blum.

Auf der Suche nach einem netten Hörbuch, das mir heimisches Werkeln unterhaltsamer gestalten ließe, war ich bei Madame le Commissaire und dem verschwundenen Engländer angelangt. Der Anfang hörte sich gut an, ich holte das Buch und stellte fest, dass es eine sehr gute Entscheidung war.

Es ist ein gekonnt geschriebener, spannender Krimi, der von seinen Figuren und dem südfranzösischen Flair lebt.

Isabelle Bonnet, Leiterin einer Spezialeinheit in Paris, will sich von ihren Verletzungen nach dem Bombenanschlag auf den Präsidenten erholen und fährt nach Fragolin, Präfektur Toulon, Unterpräfektur Brignoles/Draguignan. Fragolin ist ein kleiner Ort, wo sie zur Welt kam und bis zum Autounfall ihrer Eltern lebte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ihr wird von ihrem Chef in Paris, der auch gleichzeitig ihr Mentor und ein guter Freund ist, ein scheinbar einfacher Fall übergeben, eher um sie leicht auf Trab zu halten, während sie sich physisch wie psychisch erholt. Sie soll kurz nachschauen, was es mit der Frauenleiche auf sich hat, die in einer Villa unweit von Fragolin entdeckt worden war. Eigentlich sollte der Fall nach paar Tagen ad acta gelegt werden, aber er entpuppt sich als etwas, was Isabelle doch länger beschäftigen und ihr auch helfen wird, dem Unfall ihrer Eltern auf den Grund zu gehen: Zwei Handlungsstränge, die für die nötige Spannung und Abwechslung sorgen.

Die Figuren fand ich authentisch, lebendig und so unterschiedlich, dass es schlicht Spaß gemacht hat, sie kennenzulernen. Der Assistent von Isabelle ist vordergründig ein Tölpel, der Gedankenfaden oft verliert, unterschiedliche Socken trägt, die Krawatte schiefsitzend hat und in Toulon in Polizeiarchiv gesteckt wurde. Als er Isabelle bei der Mordermittlung eher aus Spott zugeteilt wird, offenbart er sehr nützliche Eigenschaften, die die Ermittlungen in beiden Fällen, dem um den Engländer und dem um den Unfall von Isabelles Eltern, wesentlich erleichtern und nicht nur das. Auch ihre Freunde aus der Kindheit, die sie zum Essen einladen, der neue Bürgermeister, der sie das Lebengenießen lehrt, der Älteste im Dorf, der stets herumläuft, schimpft und vor die Füße spuckt, dennoch zu den Ermittlungen beiträgt, auch die Verdächtigen im Engländerfall, alle Figuren haben ihre eigene Geschichte und tragen zum hohen Unterhaltungswert bei.

Die Handlung fand ich prima komponiert, die beiden Stränge mit gekonnter Leichtigkeit miteinander verwoben. Wer der Täter war, wusste ich bis zum Schluss nicht, was nicht besonders oft vorkommt.

Und natürlich das südfranzösische Flair: es wird gut gegessen, mit Freunden gegrillt, morgens gibt es Croissant mit Milchkaffe, mittags ein Glas gut gekühlten Rosé. Die Ausflüge ans Meer, an eine schöne Insel vor der Küste, auch einiges an lebensphilosophischen Überlegungen tragen zu guter Unterhaltung bei.

Ein kleiner Wermutstropfen: es war mir stellenweise zu viel erklärt, wiederholt und zusammengefasst. Aber es hielt sich doch in Grenzen.

Die Sprecherin Gabriele Blum hat sehr gut gelesen. Ihre Stimme passt perfekt zu der Geschichte. Sie hat Isabelle und weitere Figuren für mich zum Leben erweckt, auch Männer klangen absolut überzeugend. Ich habe die Geschichte sehr gerne gehört und wollte gar nicht so schnell eine Pause einlegen, sodass es viel zu schnell zu Ende war. Also beschloss ich den Fall zwei „Madame le Commissaire und die späte Rache“ zu holen.

Fazit: ein gut geschriebener Krimi, prima Unterhaltung, als Hörbuch eine klare Empfehlung.