Rezension

Ein Hauch weniger berauschend als Lieblingsmomente.

Lieblingsgefühle - Adriana Popescu

Lieblingsgefühle
von Adriana Popescu

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Eindruck nach 2 Kapiteln:
Ich habe es genauso im Rausch gelesen wie Band 1. Von daher habe ich auch nicht bei Seite 50 pausieren können und im Endeffekt erst auf Seite 78 Notizen gemacht. Layla ist mir auch hier wieder sehr nahe, so sehr ich, dass es für mich ein leichtes ist, direkt wieder mitzufiebern. Ihre Unsicherheit ist so unglaublich spürbar. Auch bekomme ich den Eindruck, dass ihre beste Freundin nicht mehr so oberflächlich ist wie bei “Lieblingsmomente”. Sie scheint eine größere Rolle zu bekommen und dementsprechend auch mehr Tiefe. Den Ex-Freund möchte ich allerdings immer noch gerne schütteln…

Zitat:

“Es geht nicht darum, wie lange er in meinem Leben ist. Es geht darum, wie es vor ihm war.” (S. 153)

“Was auch immer gerade in mir passiert, es passiert auch zwischen uns.” (S. 171)

“Ein echter Lieblingsmoment ist nur dann vollkommen, wenn das Gefühl dazu passt. Der Abend im Kubus war voller besonderer Momente – aber es war kein Lieblingsmoment dabei. Es war eher so, wie wenn man traurig ist und nicht weinen kann, wenn man fröhlich ist, aber das Lachen nicht über die Lippen kommen will, wenn Außen und Innen einfach nicht zusammenpassen.” (S. 278)

“Es ist ganz leicht. Einfach nur loslaufen und springen. So wie damals. Das ist einfach, auch wenn wir im Laufe des Lebens lernen, dass nichts so einfach ist wie damals als Kind, als man nicht so viel nachgedacht hat. Man ist einfach losgerannt und gesprungen, mit der Gewissheit, dass es schon irgendwie gut gehen würde.” (S. 390)

Fazit:
Wie oben gesagt: Es war ein Rausch. Von der ersten Seite an war ich wieder bei Layla und Tristan und habe mitgefiebert. Als dann der Galerist auftaucht wird es spannend und kurz habe ich darüber nachgedacht wie wohl ein anderes Ende aussehen könnte. Es bleiben ein paar offene Fragen am Ende. Themen die angerissen, aber nie beendet werden. Das stört mich persönlich sehr. Diese Storyfetzen erzeugen Spannung, aber die Gedankengänge werden nicht zu Ende geführt. Fühlt sich zumindest für mich so an.

Ich finde es gut, dass die Frage aufgeworfen wird ob Tristan und Layla sich wirklich kennen. Ob sie alltagstauglich sind, oder sie einfach nur aneinander hängen, weil sie so lange getrennt waren. Der Gedanke nur in eine Erinnerung oder in ein Gefühl verliebt zu sein. Der Fokus nicht nur auf der Liebesgeschichte, sondern wieder bei der Selbstfindung, bei den eigenen Wünschen, Träumen und Zielen. Der Frage: Was bin ich bereit dafür zu tun? Wie sehr lasse ich mich verbiegen? Es ist ein schönes Buch.

Und im Endeffekt war es ähnlich wie bei “Lieblingsmomente”. Hier und da ein paar Kleinigkeiten zu meckern, der Soundtrack haut es wieder raus. Aber irgendwie bleibt auch ein fader Beigeschmack, weil ich die ein oder andere Szene sehr übertrieben negativ fand. Weil sie – in meiner Vorstellung von Realität – nicht so gelaufen wäre und einfach sehr konstruiert so sein musste um die Spannung zu halten. Bei der Bewertung von einer Enttäuschung zu sprechen wäre jetzt sicher übertrieben und hart. Aber im Vergleich zu “Lieblingsmomente” ist es halt einen Hauch weniger berauschend. Zumindest im Nachhall.