Rezension

Ein kleines Meisterwerk, farbenprächtig und blumig erzählt.

Das Leben der Elfen - Muriel Barbery

Das Leben der Elfen
von Muriel Barbery

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben der Elfen ist kein Fantasy - Buch, zumindest kein klassisches, allenfalls am Rande streift es ein paar dieser Elemente. Es ist auch kein Neil Geiman, wie man bei er flüchtigen Lektüre des Klappentextes vermuten könnte. Am Ende ist es eher eine magische Geschichte und zwar aus ganz verschiedenen Gründen. Es ist ein ganzes Orchester, das Muriel Barbery hier im Kopf des Lesers aufspielen lässt. Es ist das fein gezeichnete Bild, ein Gemälde, bei dem jeder Pinselstrich ein Tiefe verleiht und dieses magische Universum erweitert. Hier sieht man sprichwörtlich nicht nur die Borsten des Pinsels in der Farbe, sondern der Nachhall, der Geist der zwischen den Zeilen schwingt und den Soundtrack für dieses Buch bildet, macht es so lebendig und empathisch. Dies mögen sehr blumige Worte sein und doch ist es genau das, was man beim Lesen empfindet und spürt. Es gibt Moment, da hat es den Eindruck, dass die eigentlich Geschichte fast etwas in den Hintergrund zu treten scheint und doch folgt man den Worten auf dem Papier, mit nichts mehr als einer Ahnung wohin die Reise hingeht. Dieses Buch ist wie in gutes Essen, bei dem man nicht alle Zutaten kennt und trotzdem jeden einzelnen Happen geniest und am Ende noch ein kleines Amuse-Gueule serviert bekommt.

Mit viel Gespür für Stil und Tempo zeichnet Muriel Barbery das Leben zweier junger Mädchen, Maria und Claras sind räumlich und sprachlich getrennt und doch, wie sie nach und nach entdecken, ist diese Trennung nur physischer Natur. Die beiden Mädchen verbindet ein Geheimnis, ein tieferes Verständnis für die Welt als solches und eine umgreifende, behutsame Liebe für ihre Mitstreiter und ihre Umwelt. Selbst das Thema Krieg, entweder in kurzen Rückblicken oder als Thema der Geschichte, wird einfühlsam verwendet und beleuchtet. Die Art und Weise der Erzählung ist stimmungsvoll, die charmant auch das ländliche, einfachen Lebens einfängt, dabei aber zeigt wie gehaltvoll und gewinnbringend es ist. Gerade bei den geerdeten Momente im Buch, wenn der Leser im Einklang mit der Erzählerin ist und sich führen lässt, dann ist man förmlich dort, riecht die Atmosphäre und spürt den Frieden, der diesen Momenten innewohnt.

Es ist ein ruhiges Buch, das sich vor dem Leser wie die Knospe eine Blüte entfaltet. Es ist ein literarisches Gemälde, bei dem der Leser mit jeder Seite mehr neue Details entdeckt, in denen man versinken und aufgehen kann. So versinkt man in den Sätzen, die sich, wie ein Garnknäuel langsam abspult. Denn manchmal sind die Sätze wie dieses Knäuel, sie spulen sich langsam für den Leser ab. Es mag Stellen geben, die sich vielleicht etwas gemächlicher entwickeln, deren Zauber etwas verblast und doch ist die Summe der Eindrücke bleibend.

Eine erzählerische Faszination geht von diesem Buch aus, das nur wenige Autoren beschwören können. Ein Hauch Fantasy hat dieses Buch, aber es ist dieser geerdete Ton, die Reflexion der Natur, die Einfachheit und Leichtigkeit mit der die Stimme der Natur auf diesen Seiten singt. Es ist ein blumige und doch geerdete Sprache mit der Muriel Barbery in diesem Buch spricht.

Kommentare

Arietta kommentierte am 07. April 2016 um 13:59

Eine sehr schöne und ausdrucksvolle Rezi , das Buch liegt Lesebereit vor mir !